EZB wartet weiter mit der Zinswende

Geld Die Europäische Zentralbank setzt ihre Nullzinspolitik und ihr Anleihekaufprogramm fort

BERLIN rtr/taz | Die Europäische Zentralbank (EZB) ist noch nicht bereit, ihre Politik des billigen Geldes zu beenden. Die Bank hält an ihrer Nullzinspolitik sowie am Anleihekaufprogramm fest. Die EZB hatte den zentralen Zinssatz im März 2016 auf den historisch niedrigen Wert von 0,0 Prozent gesenkt.

Mit der Niedrigzinspolitik will die EZB vor allem die Wirtschaft im kriselnden Südeuropa ankurbeln. Die Kehrseite der Medaille ist, dass immer mehr Geld im Umlauf ist, dessen Besitzer nach renditeträchtigen Anlagemöglichkeiten suchen. Eine davon: Immobilien in aufstrebenden Städten, etwa in Deutschland. Das treibt die Preise für Wohneigentum sowie die Mieten in neue Höhen.

Die EZB setzt außerdem ihr Anleihekaufprogramm fort, das derzeit einen Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro hat. Diese Maßnahme werde „bis Ende Dezember 2017 oder erforderlichenfalls darüber hinaus“ bestehen bleiben – in jedem Fall aber so lange, „bis der EZB-Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflationsentwicklung erkennt, die mit seinem Inflationsziel im Einklang steht“.

Das Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigte sich enttäuscht: „Die Weigerung der EZB, ein allmähliches Auslaufen der Wertpapierkäufe auch nur kommunikativ vorzubereiten, wirkt zunehmend dogmatisch“, erklärte das ZEW. Im Umfeld einer guten Kreditversorgung von Unternehmen, einem Konjunkturaufschwung in der Eurozone und einer steigenden Inflation sei diese Geldpolitik „nicht mehr rational“. Die EZB riskiere, die Märkte nicht mehr rechtzeitig auf eine Wende vorbereiten zu können.

Auch der Bankenverband erklärte, sich „zumindest verbal einen weiteren kleinen Trippelschritt in Richtung Ausstieg“ aus der expansiven Geldpolitik gewünscht zu haben.