Porträt
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Soll Werders Fußballerinnen in Erster Liga halten: Carmen Roth Foto: imago

Die Entwicklerin

Als Werder Bremen Mitte Mai die Trennung vom Trainer der 1. Frauen-Mannschaft bekanntgab, war die Verwunderung groß. Steffen Raus Vertrag lief zwar aus, aber da er gerade mit seinem Team den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga geschafft hatte, schien die Verlängerung ein Selbstläufer zu sein. „Das kommt schon ein bisschen überraschend“, sagte Rau zu dem Schritt der Vereinsführung. Der war zwar von Präsident Hubertus Hess-Grunewald kommuniziert worden. Konzeptionell läuft aber im Frauenbereich von Werder nichts ohne die Abteilungsleiterin Birte Brüggemann, der zuletzt ein gespanntes Verhältnis zu Rau nachgesagt wurde.

Als dann einen guten Monat später Carmen Roth als Nachfolgerin präsentiert wurde, gewann die offizielle Begründung der Rau-Entlassung allerdings an Glaubwürdigkeit. Man erhoffe sich einen neuen Impuls für die Verzahnung zwischen dem Nachwuchs und dem Bundesliga-Team, hatte es geheißen. Mit Carmen Roth bekommen die Werder-Frauen eine Trainerin, die ihre Erfahrungen bisher im Nachwuchsbereich gewonnen hat – und zwar auf ganz hohem Niveau.

2013 wurde sie Cheftrainerin bei der U17 des FC Bayern und führte dieses Team zu zwei Deutschen Meisterschaften – zuletzt in der vergangenen Saison. Anders als im Männerbereich gilt bei den Frauen die U17 als Sprungbrett in die A-Mannschaft und nicht die U19.

Die Werder-Frauen werden immer wieder darauf angewiesen sein, Bundesliga-taugliche Eigengewächse zu entwickeln, da es unverrückbare Vereinspolitik ist, nicht zu versuchen, mit den Branchengrößen Wolfsburg, Frankfurt oder München finanziell mitzuhalten. „Mit Carmen Roth haben wir eine solche Trainerin gefunden, die mit uns auch den Weg der wirtschaftlichen Vernunft mitgehen will“, sagte Hess-Grunewald nach der Verpflichtung.

Mit der Entscheidung für Roth folgt Werder außerdem dem im Männerbereich zu beobachtenden Trend, Nachwuchstrainern eine Chance im Profibereich zu geben. Bundesliga-Erfahrung bringt Roth als ehemalige Spielerin von TuS Niederkirchen, SC 07 Bad Neuenahr und dem FC Bayern München mit.

So wichtig die Nachwuchsarbeit ist, hauptsächlich wird Roths Arbeit im ersten Jahr daran gemessen werden, ob sie es – anders als Rau vor zwei Jahren – schafft, das Team in der Ersten Liga zu halten. Die Voraussetzungen sind gut, da die Aufstiegsmannschaft weitgehend zusammengeblieben ist. „Als Aufsteiger ist das erste Ziel natürlich der Klassenerhalt“, sagt die 38-Jährige. „Dennoch möchte ich die junge, dynamische Mannschaft weiterentwickeln, sodass wir als Team für Überraschungen sorgen können.“ RLO