Tierisch gut: Fischotter in der Südheide
Quicklebendig sind sie jedenfalls, die vier Fischotter-Damen. Und hungrig selbstverständlich auch. Hurtig tauchen die schlanken Wassermarder den Fischen hinterher, welche die Tierpflegerinnen des Fischotterzentrums Hankensbüttel in ihren Teich werfen. Und so viele sie auch bekommen – es ist immer ein Fisch zu wenig.
Es ist ruhig hier in den großzügigen Freigehegen am Isenhagener See zwischen Uelzen und Gifhorn im Osten Niedersachsens, selbst im sommerlichen Nieselregen. Die großzügigen Freigehege sind den natürlichen Lebensräumen der Otter und ihrer Verwandten so gut es geht nachempfunden. Auch Dachse, Stein- und Baummarder, Iltisse, Hermeline und Nerze leben hier auf dem sechs Hektar großen naturbelassenen Gelände mit Wald- und Heideflächen. Und jede Menge Wasser: Bachläufe, Seen, etliche Teiche, Sumpf- und Moorflächen werden von einem mehr als drei Kilometer langen Wegenetz durchzogen, auf dem die Besucher die Anlage durchstreifen können.
„Wir sind nicht ökonomisch orientiert“, sagt Oskar Kölsch, Geschäftsführer des Otterzentrums und Vorstandvorsitzender des Trägervereins Aktion Fischotterschutz e. V. Im Vordergrund stehe der Tierschutz, „das ist das A und O unserer Arbeit“. Aber ganz ohne Geld geht es natürlich auch hier nicht bei der Einrichtung, die im Mai nächsten Jahres ihren 30. Geburtstag feiern wird. Etwa 300.000 Euro Eintritt zahlen die rund 80.000 BesucherInnen jährlich, das reicht natürlich vorn und hinten nicht, der größte Teil der Einnahmen stammt aus Spenden sowie den Beiträgen der etwa 15.000 Mitglieder und Förderer des Vereins. Einen großen Teil der Arbeit verrichten deshalb junge Leute, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder ein Bundesfreiwilligenjahr ableisten.
Und aus Projektmitteln bezieht die Aktion Fischotterschutz Geld, zum Beispiel für die Mitarbeit an Fischotter-Ansiedlungsprojekten. „Da arbeiten wir viel mit dem Nabu und dem BUND zusammen“, erzählt der promovierte Agrarwissenschaftler Kölsch, unter anderem auch bei Gewässerschutzprojekten an der Oberalster.
Der Rundgang lohnt sich zu jeder Jahreszeit. So trägt zum Beispiel der Hermelin nur in den Wintermonaten sein edles weißes Fell. Ab März färbt es sich wieder braun. Hinter Glas können BesucherInnen in den Bau der kleinsten Bewohner des Otterzentrums schauen. Die flinken Hermeline sind über und unter der Erde eine Attraktion.
Eine Besonderheit des Otterzentrums ist die Anlage für amerikanische und europäische Nerze. In Deutschland gelten letztere als ausgestorben. Besucher können durch große Glasscheiben beobachten, wie die Nerze in einem Teich schwimmen und tauchen. Ein unterirdischer Gang führt direkt an das 1.500 Quadratmeter große Gehege. In freier Wildbahn gibt es fast nur noch den größeren amerikanischen Nerz, den Mink.
Das Otterzentrum bietet zahlreiche Lernspiele vor allem für Kinder an, darunter eine Naturerlebnis-Brücke quer über den See mit Fußtastpfad und Wasserfühlstelle. Und ein Café samt Shop gibt es natürlich auch. smv
Infos: www.otterzentrum.de
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