: MUSIK
MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt
Es war einmal in einer anderen Zeit, als man noch an die Kraft der Gitarre glaubte und den Lärm, den man mit ihr entfachen konnte …
In dieser Zeit also, zum Ende der achtziger Jahre hin, da gab es diese Band Pussy Galore, bei der selbst der Lärm nicht überdecken konnte, dass man da doch versuchte, den Blues und damit auch die Rolling Stones irgendwie in den Griff zu kriegen. Aus Pussy Galore entwuchsen einerseits Jon Spencer mit seiner Blues Explosion und andererseits Royal Trux, die eine ziemlich zerrüttete Musik pflegten, bis sie sich endlich zerschlissen hatten am Anfang dieses Jahrtausend. Jetzt aber sind sie wieder da, nur echt mit Neil Hagerty und Jennifer Herrema im Zentrum. Am Freitag spielen Royal Trux im Urban Spree, erwarten darf man wieder und weiterhin eine Musik, die so klingt, als würde hier das erste Rolling-Stones-Album mit allerlei Störgeräuschen im Kuttereimer nachgespielt (Revaler Str. 99, 21 Uhr, VVK: 17 €).
Unter einer besonderen Berücksichtigung der Gitarre und des Lärms muss man bei dem noch vom Donnerstag bis Samstag dauernden A L’Arme Festival im Radialsystem (bei dem es um Avantgardejazz und Experimentalmusik geht) natürlich, Rock-näher, auf die Auftritte von Caspar Brötzmann und der Thurston Moore Group (mit ziemlich viel Sonic-Youth-Vergangenheit) am Freitag und den mächtig dengelnden Postpunk von The Ex am Samstag verweisen. Weil da im machtvollen Dröhnen eben noch mit der rechten Inbrunst an die Gitarre geglaubt wird. Wenn man genauer hinhorcht, mag man sogar ein bisserl vom Blues hören, der ja letztlich auch ganz am Anfang der Ahnenreihe des Noiserock steht (Holzmarktstr. 33, 20 Uhr, Tagestickets 29/20 €).
Hier mal keine Gitarre: Am Samstag lädt die Junge Norddeutsche Philharmonie zum rüber in den Club grätschenden „Detect Classic Festival“ ins Funkhaus Berlin, wo man unter anderem mit Terry Rileys „In C“ einen Trance-Klassiker und Eckstein der Minimal Music hören kann (Nalepastr. 18–50, ab 14.30 Uhr, 29/17 €, www.detect-festival.com).
Mit Gitarre und dem Glauben, dass sich alles Licht letztlich in der Dunkelheit verliert: die Wrekmeister Harmonies. Diesmal hat sich deren Mastermind J. R. Robinson mit Musikern von Godspeed You! Black Emperor für seine Ambient- und Doom-Metal-Kathedralen zusammengetan, am Mittwoch werden sie im SO36 errichtet (Oranienstr. 190, 20 Uhr, 14 €).
Und wenn sie doch gestorben sind … was Peter Principle gemacht hat. Wie erst kürzlich bekannt wurde, verstarb der Tuxedomoon-Musiker 63-jährig am 17. Juli. Deswegen fällt das auf nächsten Donnerstag angekündigte Tuxedomoon-Konzert im Festsaal Kreuzberg aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen