heute in Bremen
: „Besser als ihr Ruf“

DISKUSSION Wohlfahrtspfleger und Politiker debattieren den Erfolg der sozialen Arbeit

Arnold Knigge

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69, Ex-Staatsrat und SPD-Mitglied, ist seit 2011 Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände in Bremen.

taz: Kann man den Erfolg von sozialer Arbeit überhaupt messen, Herr Knigge?

Arnold Knigge: Natürlich nicht im physikalischen Sinne. Aber man muss sich selbstverständlich immer wieder fragen, welche Wirkung die soziale Arbeit hat. Da muss sich die öffentlich finanzierte Leistung regelmäßig auf den Prüfstand stellen.

Sind die Erfolgskriterien in erster Linie ökonomische?

Man kann die Wirkung nur an den vorher klar festgelegten Zielen messen. Und die sind sehr unterschiedlich, je nachdem, ob es um Kindertagesbetreuung, Pflege oder etwa Dienstleistungszentren geht. Aber die Wohlfahrtsverbände haben ja auch ein Interesse daran, dass erfolgreiche soziale Arbeit geleistet wird.

Gibt es da einen natürlichen Konflikt zwischen den Verbänden und der Politik?

Nein, nicht unbedingt. In den meisten Bereichen werden ja konkrete Vereinbarungen zwischen den einzelnen Trägern und den Sozialbehörden geschlossen, die auch Qualitätskriterien definieren. Da hat man die Möglichkeit, auf Augenhöhe gemeinsam Ziele festzulegen und anschließend zu überprüfen. Aber das darf keine Geheimwissenschaft der Behörden werden.

Misst die Politik den Erfolg nicht einfach daran, dass er möglichst wenig kostet?

Das kann nicht das Ziel sein! Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen auch in einem Haushaltsnotlageland erfüllt werden. Das ökonomische Interesse darf nicht im Vordergrund stehen – es muss darum gehen: Wie kann ich wirksam helfen?

Und wie erfolgreich ist die soziale Arbeit in Bremen nun?

Sie ist besser als ihr Ruf! Das normale Geschäft etwa in der Behindertenhilfe oder der Pflege läuft ja relativ geräuschlos, auch wenn es da auch immer wieder mal negative Schlagzeilen gibt.

Bei den Kitas war das zuletzt anders.

Das war das Problem einer fehlerhaften Planung. Die Quittung dafür gab es dann im letzten Jahr. Das war aber kein Pro­blem der sozialen Arbeit, sondern ein Versagen der Politik.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den zuständigen Senatorinnen?

Wir pflegen einen konstruktiven Dialog. INTERVIEW JAN ZIER

Podiumsdiskussion: 17 Uhr, Kirche St. Ansgarii, Schwachhauser Heerstraße 40