Knapp, aber klar: Demokraten vorn

Obama siegt mit 2 Prozent Vorsprung

Gesamtergebnis: Nach Auszählung fast aller Stimmen bis zum Mittwochmorgen (Ortszeit) hat Barack Obama die Präsidentschaftswahl mit 50,3 % gewonnen, gegenüber 48,1 % für Mitt Romney. In absoluten Zahlen lag Obama (16 Uhr MEZ) bei 59.704.264 Stimmen gegen 57.070.860 für Romney.

Vergleich zu 2008: Vor vier Jahren hatte Obama 52,9 % geholt, sein republikanischer Herausforderer John McCain 45,7 %. Obama bekam 365 Wahlmänner, McCain 173. Gegenüber 2008 hat Obama diesmal lediglich die Bundesstaaten Indiana und North Carolina eingebüßt. Die Verteilung der Wahlmänner hat sich aber seit 2008 verändert.

Hochburgen: Obama holte seine höchsten Stimmenanteile in Washington DC (91,4 %), Hawaii (70,6 %) und Vermont (67,1 %). Romney schnitt am besten in Utah (72,7 %), Wyoming (69,3 %) und Oklahoma (66,8 %) ab. Der einzig richtig knappe Staat war Florida, den Obama nach Abschluss der Auszählung mit einem Vorsprung von 0,5 Prozent holte (49,8 gegen 49,3 %).

Kleine Kandidaten: Sie holten nur wenige Stimmen. Gary Johnson (libertär): New Mexico 3,5 %, Montana 2,9 %, Alaska 2,5 %. Jill Stein (Grüne): Maine 1,3 %, Alaska 1,0 %, Oregon 1,0 %. D.J.

Demokraten festigen Senatsmehrheit

Senatsergebnis: Der 100-köpfige Senat, Oberhaus des US-Kongresses, wurde zu einem Drittel neu bestimmt. Vorher war die Sitzverteilung wie folgt: 51 Demokraten, 47 Republikaner, 2 Unabhängige, die allerdings zur Fraktion der Demokraten gezählt wurden. Jetzt haben die Demokraten Sitze auf Kosten der Republikaner hinzugewonnen. Die neue Sitzverteilung (Stand 15 Uhr): 53 Demokraten, 45 Republikaner, 1 Unabhängiger. Ein Sitz für die Demokraten stand noch aus.

Verschiebungen: Die Demokraten gewannen neue Sitze in Indiana, Massachusetts und über einen unabhängigen Kandidaten in Maine, die Republikaner gewannen einen neuen Sitz in Nebraska.

Einzelergebnisse: In Massachusetts holte die Demokratin Elizabeth Warren den Senatssitz des im Jahr 2009 verstorbenen Edward Kennedy für die Demokraten zurück, der zwischenzeitlich an die Republikaner gefallen war. In Texas zog mit dem zur Tea Party zählenden Republikaner Ted Cruz der dritte Latino in den Senat ein. In Wisconsin wurde mit Tammy Baldwin von den Demokraten die erste offen homosexuelle Senatorin in den USA gewählt. D.J.

Schwerpunkt SEITE 6

Republikaner behalten Hausmacht

Gesamtergebnis: Im Repräsentantenhaus, dem Unterhaus des US-Kongresses, wurden alle 435 Sitze neu bestimmt. Nach bisherigem Stand behielten die Republikaner die Mehrheit. Die alte Sitzverteilung: 242 Republikaner, 193 Demokraten – 2010 hatten die Republikaner vor allem durch den Aufschwung der Tea Party 63 Mandat hinzugewonnen und den Demokraten die Mehrheit im Unterhaus abgenommen. Die neue Sitzverteilung lag um 16 Uhr MEZ bei 232 Republikanern und 191 Demokraten. Erwartet wurde ein Endergebnis von 235 Republikanern und 200 Demokraten – ein Zugewinn von sieben Mandaten für Obamas Partei.

Einzelergebnisse: Die außergewöhnliche Zeit seit 2009, in der kein Mitglied der Kennedy-Familie im US-Kongress saß, geht zu Ende: Joe Kennedy III, ein 32-jähriger Demokrat, gewann ein Mandat in Massachusetts. Mitt Romneys republikanischer Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan behielt seinen Sitz in Wisconsin mit einer Mehrheit von knapp 55 Prozent. Die größte Mehrheit überhaupt holte mit 97,1 Prozent der Demokrat José Serrano im 15. Wahlkreis von New York, der einen Teil der Bronx umfasst und in dem vor allem Latinos wohnen. D.J.

Die Tea Party kriegt die Krise

Die republikanische Rechte triumphierte 2001 noch bei den Kongresswahlen. Und heute?

Todd Akin, republikanischer Senatskandidat in Missouri nach elf Jahren im Repräsentantenhaus, hatte gute Siegeschancen, bis er sagte, Frauen könnten nach einer „echten Vergewaltigung“ nicht schwanger werden. Er verlor mit 39,2 Prozent.

Richard Mourdock, Senatskandidat in Indiana, wo er als Tea-Party-Kandidat in den Vorwahlen den langjährigen Senator Richard Lugar schlug, sagte im Wahlkampf, Vergewaltigungen seien ein „Akt Gottes“ und rechtfertigten keine Abtreibung. Er verlor mit 44,4 Prozent.

Michelle Bachmann, Tea-Party-Kandidatin in den republikanischen Vorwahlen 2012, hat ihren Sitz für Minnesota im Repräsentantenhaus ganz knapp behalten – mit 50,6 Prozent.

Rick Santorum, Kandidat der christlichen Rechten in den republikanischen Vorwahlen 2012 und der stärkste parteiinterne Herausforderer Romneys, nannte Romney damals den „schlechtesten Republikaner im ganzen Land“. Zum Wahlausgang äußerte er sich bisher nicht.

Sarah Palin, Darling der Tea Party, kandidierte 2012 für gar kein Amt. Sie nannte Obamas Wiederwahl eine „Katastrophe“. D.J.

Elf Gouverneure, ein Wechsel

Delaware: Der Demokrat Jack Markell baut seine Mehrheit von 67,5 auf 69,3 % aus.

Indiana: Der Republikaner Mitch Daniels tritt nicht mehr an; Mike Pence holt statt 57,8 nur 49,6 %.

Missouri: Der Demokrat Jay Nixon fällt auf 54,7 von 58,4 %.

Montana: Der Demokrat Brian Schweitzer tritt nicht mehr an; sein Nachfolger Steve Bullock holt statt 65,5 nur 49,2 %.

New Hampshire: Der Demokrat John Lynch tritt nicht mehr an, seine Nachfolgerin Maggie Hassam holt statt 52,6 54,6 %.

North Carolina: Die Demokratin Beverley Perdue tritt nicht mehr an, der Republikaner Pat McCrory siegt mit 54,7 %.

North Dakota: Der Republikaner John Hoeven wird Senator, sein Nachfolger Jack Dalrymple holt statt 74,4 nur 63,2 %.

Utah: Der Republikaner Gary Herbert baut seine Mehrheit von 64,1 auf 68,3 % aus.

Vermont: Der Demokrat Peter Shumlin baut seine Mehrheit von 49,5 auf 58 % aus.

Washington: Die Demokratin Christine Gregoire trat nicht mehr an, ihr Nachfolger Jay Inslee holt statt 53,2 nur 51,3 %.

West Virginia: Der Demokrat Earl Ray Tomblin baut seine Mehrheit von 49,6 auf 50,5 % aus. D.J.

Minderheiten und Frauen für Obama

Wähleranalyse: Laut einer Befragung der New York Times hat Obama vor allem bei Schwarzen, Asiaten, Geringverdienern und Großstädtern gepunktet.

Minderheiten: 93 Prozent der Schwarzen stimmten für Obama, etwas weniger als vor vier Jahren. Zulegen konnte er bei Asiaten (73 Prozent, 9 mehr als 2008) und Latinos (71 Prozent, 4 mehr als 2008). Romney konnte hingegen die Mehrheit bei den Weißen von 55 auf 59 Prozent ausbauen.

Alter: Erneut hatte Obama bei Wählern unter 44 Jahren die Nase vorn, allerdings nicht mehr ganz so deutlich wie 2008.

Stadt/Land: In Großstädten erzielte er 69 Prozent der Stimmen. Romney kam in Kleinstädten auf 56 Prozent.

Einkommen: Hier sind die Unterschiede deutlich. Amerikaner, die weniger als 30.000 Dollar im Jahr verdienen, wählten zu 63 Prozent Obama. Bei Reicheren ab 50.000 Dollar lag Romney mit 54 Prozent vorn.

Geschlecht: Erneut kam Obama bei Frauen gut an. Sie wählten ihn zu 55 Prozent. Bei Männern hingegen lag er klar hinten. Er verlor 4 Prozentpunkte und kam nur noch auf 45 Prozent. Drei Viertel aller Homosexuellen gaben Obama ihre Stimme. Bei Heterosexuellen lagen Obama und Romney gleichauf. GA