Ärger um besetzte ehemalige Teppichfabrik in Alt-Stralau

Industriebrache Fabrik in Friedrichshain ist offenbar seit Monaten besetzt. Nun droht die Räumung

Nach einem Eigentümerwechsel gibt es Ärger um einen vermutlich von Autonomen Gruppen besetzten alten Industriebau in Friedrichshain. Laut Polizei ist es Freitagabend vor der Alten Teppichfabrik in Alt-Stralau zu Auseinandersetzungen zwischen Besetzern und Sicherheitsleuten gekommen, als drei Menschen über den Zaun klettern wollten. Alarmierte Polizisten seien mit Gegenständen beworfen worden. Aus Gründen der Deeskalation habe man sich dagegen entschieden, das Gelände zu betreten, solange es keinen Räumungstitel gebe, sagte Polizeisprecher Winfried Wenzel.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) teilte auf Nachfrage mit: „Sobald der Eigentümer die Räumung fordert und einen Titel hat, werden wir räumen.“ Medienberichten zufolge ist der 3. August als Datum für eine Räumung im Gespräch.

Die Polizei ermittelt wegen schweren Landfriedensbruchs. Einen Anfangsverdacht gebe es gegen sechs Menschen, so Wenzel. Wie viele Besetzer insgesamt auf dem Gelände leben, ist aber unklar. Mitte Juli soll der neue Eigentümer der ehemaligen Event-Location „wohnähnliche Umstände“ in der alten Fabrik vorgefunden haben. Die Besetzer sollen seinen Angaben zufolge auch einige Schlösser ausgetauscht haben. Der Eigentümer hat private Sicherheitsleute auf dem Gelände eingesetzt.

Auf der linksradikalen Webseite linksunten.indymedia schreiben angebliche Besetzer, sie seien „eine heterogene Gruppe aus Gentrifizierungsgegner_innen, Wohnungslosen und Aktivist_innen“. Sie behaupten, bereits seit einigen Monaten in dem Gebäude zu leben. „Wir werden nicht weiter dabei zusehen, wie unsere Stadt ausverkauft wird und so große und wunderschöne Orte wie dieser zu nutzlosen Büroflächen verkommen.“ Man habe sich daher dazu entschieden, sich „dieses Gelände in Form einer stillen Besetzung anzueignen“.

Vor gut einem Jahr waren Räume in der auch von Autonomen bewohnten Rigaer Straße 94 mithilfe der Polizei geräumt worden. Folge waren heftige Proteste. In einem Eilverfahren entschied das Landgericht, dass die Räumung rechtswidrig war, und die Kneipenbetreiber des früher besetzten Hauses durften zurück. Der Rechtsstreit dauert an. taz, dpa