Filmstar Ananta Jalil aus Bangladesch: Actionheld wird Prediger
Ananta Jalil ist Textilboss und Star von selbstfinanzierten Actionfilmen. Nun hat der glamouröse Selbstdarsteller seine religiöse Seite entdeckt.
Major Mahmud ist ein Suchender. Im Film „Khoj – The Search“ („Die Suche“, verfügbar auf Youtube) legt sich der Agent des (fiktiven) Bangladesh Secret Service mit einem internationalen Waffenhändlerring an und bringt dessen Chef Nino zur Strecke. „Khoj“, international kaum wahrgenommen, war ein Action-Blockbuster in Bangladesch, der seinen Hauptdarsteller Ananta Jalil im 160-Millionen-Menschen-Land direkt zum Star machte.
Jalil, so scheint es, ist auch ein Suchender. Der Mann, der als Vorarbeiter einer Fabrik begann, eine erfolgreiche Textilfirma aufbaute, dann Actionfilme finanzierte mit sich selbst als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller, hat seit kurzem eine neue Lebensaufgabe: Er wird Prediger der konservativen islamischen Strömung Tablighi Dschamaat. Als Actionheld war Jalils Hemd meist bis zum Bauchnabel offen – nun gibt er sich bieder bis zum Hals zugeknöpft, in weißem Gewand und Turban, wie Dhaka Tribune zeigt.
Der 38-jährige kommt aus einem wohlhabenden Elternhaus. Als er fünf war, starb seine Mutter, und er wuchs mit einem Bruder bei seinem Vater auf. In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka besuchte er das angesehene englischsprachige Gymnasium „Oxford International School“ und machte britischen Schulabschluss. Nach eigenen Angaben studierte er anschließend in Manchester Betriebswirtschaft und Modedesign – eine Tatsache, die von bösen Zungen angezweifelt wird, da er die Stadt konsequent „Man-Sister“ nennt.
In Bangladesch arbeitete er zunächst in der Textilfabrik der Familie, die er nach dem Tod seines Bruders 2008 übernahm und nach Angaben des Daily Star erfolgreich führte: 2015 hatte er mehr als 7.000 Angestellte und wollte weitere 1.500 neu einstellen.
2010 begann dann seine Filmkarriere mit der Gründung seiner Produktionsfirma „Monsoon Films“ und dem ersten Film „Khoj“. Die Mischung aus Rambo und Mission Impossible, mit schlechten Spezialeffekten und einem eher eigenwilligen Drehbuch, sorgte in Bangladesch für Begeisterung. Es folgten jährlich Filme mit Namen wie „Seelenbrechende Wellen“, „The Speed – Do or die“, „Most Welcome“ oder „The Spy“.
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Jalil gibt sich absurd machohaft und selbstsicher, er spricht sehr schlecht Englisch und trägt bunte, freizügige Outfits. Für viele in Bangladesch ist das überhaupt kein Gegensatz, für die anderen ist Jalil gerade deshalb Kult. Hollywood-Schauspieler Tom Cruise, sagte Jalil einmal, sei sein Vorbild und seine einzige Konkurrenz. Seine Beziehung und Heirat mit Co-Star Afiea Nusrat Barsha befeuerte die Promitratschpresse.
Am Samstag, nach seiner Rückkehr von einer Pilgerreise nach Mekka, scheint Ananta Jalil wie verwandelt. In einem Facebook-Video trägt er ein weißes Gewand, auf dem Kopf einen Turban und bittet die Zuschauer am Sonntag an einem öffentlichen Platz vorbeizuschauen. Dort präsentiert er sich als Prediger der Tablighi Dschamaat, einer muslimischen Glaubensrichtung, die ähnlich wie der Salafismus die Rückkehr zum Ursprung der Religion predigt.
Die Kehrtwende ist so absurd, dass sie perfekt zu Jalil passt.
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