Der Comic-Kenner

So stürmisch wie früher ist er nicht mehr: In seiner Jugend war Werner Knüppel Mitglied der DKP, besetzte Häuser und Polizeiwachen. „Mit dem Zeitgeist ändern sich nun mal die Interessen“, sagt Knüppel. Sein größtes sind heute: Comics. Seit 20 Jahren besitzt Knüppel Hamburgs größtes Antiquariat dafür.

Als Kind der 60er Jahre verschlang Knüppel die Klassiker aus dem Bildschriften-Verlag: „Turok“, „Doktor Solar“, „Samson“. Später beschäftigte sich der gelernte Speditionskaufmann mit historischen Comics aus dem 19. Jahrhundert oder solchen, die im Nationalsozialismus verboten waren. Sein Interesse machte Knüppel 1992 zum Beruf: Aus gemeinsamen Sammelbeständen gründete er mit seinem Bruder und einigen Bekannten das „Comicladen Kollektiv“, dessen alleiniger Inhaber er heute ist.

Heute führt das Antiquariat von Comic- und Romanheften über Originalzeichnungen bis zu Merchandise-Figuren so ziemlich alles, was das Comic-Universum zu bieten hat. „Klar, was Geld bringt, sind natürlich die Sammler, die für mehrere tausend Euro bei uns einkaufen“, erklärt Knüppel. Die Bestände sind bis zu 150 Jahre alt. Die teuersten Raritäten sind drei „Superman“-Hefte aus den 1950er Jahren.

Seine persönlichen Herzensstücke dagegen sind in Leineneinband und mit Siegel erschienene Exemplare der „Ägyptischen Humoresken“ von 1880.

Um die Zukunft des Print-Comics sorgt Knüppel sich trotz Fernsehen und Internet nicht: „Ich kenne mich ja. Ich lese selbst viel im Internet, aber ich mag es zehn Mal lieber, ein Buch in der Hand zu haben.“

Seine eigenen Kinder hat der fünffache Familienvater allemal für Comics begeistern können. Ob eines den Laden einmal übernehmen wird, ist unklar. „Ich kann mir gut vorstellen“, sagt Knüppel, „noch weitere 20 Jahre hier zu stehen.“

Sein politisches Interesse hat er übrigens nie verloren: Besonders gerne liest er heute die sozialkritischen Geschichten des französischen Comic-Autoren Jacques Tardi. LIKS