THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Magische Lichtshow, Klänge, Tanz, Pantomime und jede Menge Bildermacht: Unter allen Sommer- und Freilichttheatervergnügen gehören die des Theaters Anu zu den verwunschensten. Das 1998 gegründete Theater um Sybille und Stefan Behr verwandelt öffentliche Räume mit Hilfe von Tänzerinnen und Tänzern, Stimmen, Texten, Feuer, Licht und Klängen : „Ovids Traum“ heißt die 150-minütige Traum- und Tanz­installation, die in Tempelhof nun unter freiem Himmel und getreu dem Untertitel „Im Garten der Wandlungen“ durch die Gedanken- und Motivwelt des römischen Dichters streift, der vor über 2.000 Jahren lebte und in seinem berühmtesten Werk „Metamorphosen“ (=Wandlungen) all die berühmten Mythologien überliefert hat, die zu den Urerzählungen unserer Kultur gehören: von Göttern, Nymphen, Zwischenwesen und Menschen, die in Tiere oder Felsen verwandelt wurden; all das oft im Zuge von Liebesgeschichten der mächtigen Götter, die doch eines nicht hatten, was sie den Menschen so neideten und durch sie mit aller Macht gewinnen wollten: die Liebe eben (Tempelhofer Feld, Eingang Columbiadamm: „Ovids Traum“, 27.–29. 7., 3.–6. 8., jeweils 22 Uhr).

Das Tempelhofer Feld ist in dieser Woche auch spektakuläre Bühne für ein weiteres Projekt: den nächsten Streich der Programmreihe „Immersion“ der Berliner Festspiele, die auf der Suche nach Formaten und Kunstformen des digitalen Zeitalters ist. Dieses, so die These, ordnet Kunstwerk und Publikum neu einander zu: Das Publikum versinkt im Kunstwerk und gestaltet es als Teil davon mit. Überprüft werden kann diese These am Projekt „The Unknown Cloud“ des schwedischen Künstlerduos Christer Lundahl und Martina Seitl. Die von Lundahl & Seitl und ihrem Team entwickelte Smartphone-App „Unknown Cloud Care­taker“ sage das nächste Erscheinen einer elektromagnetischen Wolke voraus, erklärt uns die Webseite der Berliner Festspiele. Die „Unknown Cloud“ bleibe einerseits unsichtbar, werde andererseits aber Dank der modernen Technologie der App „Unknown Cloud Caretaker“ aufspürbar und bringe so ihre Zeug*innen in eine subtile Form von Gemeinschaft – sowohl mit anderen Menschen als auch mit der Umwelt und dem eigenen Körper. Zeitgleich zu ihrem Erscheinen wird die „Un­known Cloud“ nämlich auch in Assam in Indien zu erleben sein. Synchron werde sich, so die Berliner Festspiele, eine Erlebnisgemeinschaft aus Zeug*innen der „Unknown Cloud“ in diesen beiden unterschiedlichen Teilen der Welt bilden und verbinden (Tempelhofer Feld, Eingang Tempelhofer Damm: „The Unknown Cloud“, 28. 7., 21 Uhr).