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Die Übersetzerin

Wie machen Sie das?

Caroline Elias ist Konferenzdolmetscherin für Französisch, Englisch und Deutsch. Sie lebt in Paris und Berlin.

taz.am wochenende: Frau Elias, wie machen Sie das, gleichzeitig zu hören und zu sprechen?

Caroline Elias: Das wissen wir Dolmetscher auch nicht so genau. Wir machen es einfach. Aber das Atmen darf man nicht vergessen. Richtiges Atmen wirkt beruhigend aufs Zwerchfell und damit aufs Nervensystem. Wir wünschen allen Rednern, dass sie das lernen, ebenso gutes Artikulieren, Rhetorik und freies Sprechen – das können leider nur noch die wenigsten.

Wie lange haben Sie gebraucht, um so gut Französisch zu lernen?

Nach der Schule mindestens noch fünf Jahre. Ich habe in Frankreich studiert – und anschließend noch Dolmetschen. Und ich lerne ständig hinzu. Dabei ist es wichtig, die eigenen Lernvorlieben zu kennen und alle Sinne anzusprechen. Ich pauke gerade Energiewirtschaft: Dabei schreibe ich von Hand, lege Vokabellisten an, hänge Lernplakate in Bad oder Küche, spreche laut, höre Podcasts aus dem Radio und nutze Lernkarten für hartnäckige Fälle. Der Mix macht’s.

Möchten Sie noch weitere Sprachen lernen?

Privat vielleicht, ansonsten machen mir meine Sprachen genug Arbeit. Ich beschäftige mich täglich damit, die meiste Arbeitszeit geht fürs Selbststudium drauf. Wenn wir Dolmetscher sichtbar sind, ist das nur die Spitze des Eisbergs. Unter Wasser liegen Allgemeinbildung, Sprachvermögen und die detaillierte Vorbereitung des Einsatzes.

Haben Sie schon mal einen groben Fehler gemacht, der für Verwirrung sorgte?

Bestimmt. Aber wir sind fast immer zu zweit, weil die Arbeit sehr anstrengend ist. Die Kollegin schreibt dann das richtige Wort auf und ich korrigiere mich.

Haben Sie noch Lampenfieber?Ganz selten. Wenn mich jemand einschüchtert, stelle ich mir die betreffende Person morgens auf dem Klo vor. Das hilft.

Interview Martha Rusche

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