Gipfel der Alternativen

Bilanz 2.000 Besucher im Theater Kampnagel

Während die G20-Staatschefs eintrafen und sich Hamburgs Straßen im Laufe des Donnerstags immer weiter leerten, ging am Nachmittag im Kampnagel-Theater der zivilgesellschaftliche Alternativgipfel „Summit of Solidarity“ zu Ende. Rund zweitausend Menschen hatten hier seit Mittwoch über wirtschafts-, entwicklungs- und umweltpolitische Fragen diskutiert.

„Die Suche nach Alternativen zur Politik der G20 hat offenbar viele Menschen motiviert“, sagte Heike Löschmann von der Heinrich-Böll-Stiftung. Die sozialen Bewegungen hätten sich „in der Vergangenheit zu sehr auf die Kritik an den führenden Politikern der G20-Staaten fokussiert“, so Löschmann. „Hinter diesen Politikern steht aber eine Wirtschaftsmacht, gegen die wir uns nun stärker wenden müssen.“ Thomas Sablowski von der Rosa-Luxemburg-Stiftung sagte, der Alternativgipfel habe Blicke auf die Zusammenhänge zwischen den globalen Problemen eröffnet. „Wir haben gesehen, dass Themen wie Armut im Süden, Flucht und Klimawandel viel miteinander zu tun haben.“

Der Alternativgipfel hatte eine Art Scharnierfunktion zwischen der NGO-„Protestwelle“ am vergangenen Sonntag und den ab Donnerstagabend anstehenden Aktionen, die während des Gipfels Druck auf der Straße machen wollen.

Die Migrationsfrage zog sich durch viele der Podien. Die aus Mexiko angereiste Aktivistin Marta Sánchez Soler von der NGO Movimento Migrante Mesoamericane, erklärte, welche Folgen die restriktive US-Einwanderungspolitik habe. Anders als früher könnten viele lateinamerikanische Arbeitsmigranten die USA nicht mehr für Besuche bei ihren Familien verlassen. „Die Folge sind: zerrissene Familien, entvölkerte Dörfer und Massen arbeitsloser Papierlose in den US-Großstädten.“ Schon heute säßen Tausende MigrantInnen aus ganz Lateinamerika, aber auch Afrika in Nordmexiko fest. Die von Trump angekündigte Mauer werde diese Situation verschärfen.

Imme Scholz vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik sagte, dass es zwar verschiedene Pläne der G20-Staaten gebe, Afrika wirtschaftlich zu stärken, doch diese seien vorrangig darauf ausgelegt, Investitionen in die Privatwirtschaft und Verknüpfungen zu den globalen Weltmächten zu fördern. „Wie sich aber die Gesellschaften selbst ihre Zukunft vorstellen, wird dabei nicht beachtet“, sagte Scholz. Die Maßnahmen dürften nicht nur Investitionen von Privatfirmen unterstützen, sondern vor allem sollten demokratische Prozesse und der klimaneutrale Aufbau der Infrastruktur im Zentrum stehen.

Christian Jakob