Was tun in Hamburg?
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Foto: Frank Schinski/Ostkreuz

Mo, 17. 7., 20 Uhr, „MS Stubnitz“

Immer größer

Beständig gewachsen ist es von Beginn an: 2006 in der Schweiz gegründet, ist das Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamp längst zu einem länderübergreifenden Projekt herangewachsen, das Musiker*innen auch aus Belgien, Frankreich und England umfasst. Ebenso reich ist die Instrumentierung der Kombo, die nicht nur im Namen an jene Art von Big Bands erinnert, die vor allem im afrikanischen Raum reüssieren wie das Orches­tre Tout Puissant Konono n°1. Und wie beim ebenfalls namensgebenden Künstler geht es auch musikalisch ums Grenzensprengen und Genrevermischen: Hier werden, auf der Basis von Posaunen, Marimba und Violine, die sich in unendlichen Schichten übereinanderlegen (und angetrieben werden von einem fiebrigen Schlagzeug aus dem Hause Dog Faced Hermans), Afrobeat, Marching Band und Punk-Attitüde freundlich und unbedingt tanzbar miteinander vereint. Zum 10. Geburtstag ist das Orchester nun in einer „Extra-large“-Besetzung mit 14 Musikern auf der „MS Stubnitz“ zu erleben. Für das XXL-Projekt wurden eigens Stücke komponiert und Hits aus dem Repertoire neu arrangiert.

So, 16. 7., 15 Uhr, Treff: Louise-­Schroeder-Straße/Ecke Unzerstraße

Blutiger Sonntag

7.000 Nationalsozialisten, darunter viele uniformierte SA-Leute, marschierten am 17. Juli 1932 durch die verwinkelten Gassen der Altstadt des „roten Altona“. Eine ungeheure Provokation der BewohnerInnen des damals als „Klein-Moskau“ bekannten Stadtteils: Schüsse fallen, zwei SA-Männer werden tödlich getroffen. Die kurz darauf eintreffende Polizei eröffnet ihrerseits sofort das Feuer auf vermeintliche Angreifer und „Dachschützen“.

 Am Ende der blutigen Auseinandersetzung waren 16 unbeteiligte AltonaerInnen tot – die meisten wurden offenbar Opfer einer wild herumschießenden Polizei. Ein knappes Jahr später, nach der nationalsozialistischen „Machtübernahme“, kam es zum inszenierten Prozess vor dem Altonaer NS-Sondergericht, an dessen Ende die kommunistischen Widerstandskämpfer August Lütgens, Walter Möller, Karl Wolff und Bruno Tesch ohne stichhaltige Beweise wegen Mordes zum Tode verurteilt wurden.

 Am Samstag nun wird ihrer und der anderen Opfer des „Altonaer Blutsonntags“ gedacht. Die Gedenkveranstaltung findet direkt am Ort der Hinrichtung hinter dem Amtsgericht statt: auf dem Spielplatz zwischen Gericht- und Schnellstraße.

Do, 20. 7., 20 Uhr, Freelens-Galerie

Visueller Soziologe

Dass bei ihm jedes Korn auf dem Fotofilm exakt dort zu liegen scheint, wo er es haben will, hat vielleicht auch damit zu tun, dass der hannoversche Fotograf Frank Schinski gelernter Maurer ist. Wie inszeniert wirken seine Bilder – gestellt ist an den eigenwilligen Szenen, die wie Auftakte zu Kurzgeschichten wirken, aber gar nichts: Schinski versteht sich selbst als „visuellen Soziologen“ und fängt einfach ein, was ihm vor die Linse kommt: ein Mann, der an seinem ersten Arbeitstag seinen Computerbildschirm einrichtet, oder eine Familie, die in Leopardenkostümen über eine Brücke geht (Foto). Ab Donnerstag sind einige Farbfotografien Schinkis in der Ausstellung „Geht doch so“ in der Freelens-Galerie zu sehen. MATT