Hannover 96 lehnt neue Mitglieder ab

Vereins-Opposition

Die Beitrittserklärung findet sich im aktuellen Vereinsmagazin von Hannover 96 ganz weit vorn. Der Verein, der im Fußball gerade wieder in die erste Bundesliga aufgestiegen ist, sucht aktiv neue Mitglieder – allerdings nur solche, die der Vereinsspitze passen. Der Klub hat gerade 119 Beitrittswilligen eine Absage erteilt. Eine Begründung vom Verein gibt es bis heute nicht. Die Vermutung: Die Vereinsführung will sich Kritiker vom Leib halten.

Schon vor Jahren ist bei Hannover 96 ein interner Streit darüber entbrannt, ob der Profifußball stärker vom normalen Vereinsbetrieb getrennt werden soll. 96-Präsident Martin Kind will das, um aktuellen und künftigen Investoren mehr Einfluss zu verschaffen. Er meint, dass nur so die Handlungsfähigkeit des Vereins erhalten werden könne. Die Fans bangen jedoch um ihre Mitbestimmungsrechte und haben Angst, dass der Profifußball irgendwann ganz an einen Investor verkauft wird.

Die 119 Neumitglieder hatte die Interessengemeinschaft „Pro Verein 1896“ geworben – ausgewiesene Kind-Kritiker. Die Mitglieder des Vereins sind bei der Frage, ob der 96-Präsident seine Zukunftspläne durchsetzen soll, tief gespalten. Auf der Mitgliederversammlung im Mai scheiterte ein Antrag der Vereinsopposition nur mit 26 Stimmen Rückstand. Die Mitglieder wollten in der Vereinssatzung festschreiben, dass zukünftig Vereinsanteile nur mit einer Zweidrittelmehrheit der Mitglieder verkauft werden dürfen.

Kind und die Führung des Vereins scheinen mit der Ablehnung der Anträge verhindern zu wollen, dass sich die Vereinsopposition beim nächsten Mal durchsetzen kann. Offiziell sagte Kind der Internetseite „Sportbuzzer“ nur, dass die Neumitglieder „im Interesse des Vereins“ abgewiesen worden seien – keine weitere Begründung.

Mittlerweile hat sich auch der Fanbeirat eingemischt. Das Vorgehen des Vereins drohe „erneut einen Keil zwischen Hannover 96 und seine Fanszene zu treiben“, schreibt der Fanbeirat in einem Protestbrief. Man sei „irritiert und wütend über die Maßnahme, etliche Mitgliedsanträge zunächst wochenlang unbeantwortet zu lassen und dann unbegründet abzulehnen“.

Pro Verein hat sogar Hinweise darauf, dass mittlerweile auch Anträge von Menschen abgelehnt wurden, die mit Vereins­opposition nichts zu tun hätten, schreibt die Gruppe in einer Stellungnahme. Hier werde „auf undemokratische und noch nie dagewesene Art und Weise versucht, die Opposition aus dem Verein fernzuhalten“. rea