„Einer für alle, alle für einen!“

SOZIALES WOHNEN Hamburgs Museum der Arbeit hat eine Schau über die Bedeutung und die angesichts des schwierigen Wohnungsmarkts nie schwindende Aktualität von Genossenschaften konzipiert

Wie hat der genossenschaftliche Wohnungsbau Hamburg bis in unsere Tage geprägt? Das Museum der Arbeit (MDA) widmet dieser Frage eine Ausstellung namens „Eine Wohnung für uns!“ und lädt die Besucher ein zu einem Rundgang durch die Wohnviertel der Hansestadt und die Geschichte der Genossenschaften. Die Schau beginnt bei der Hammaburg und endet bei aktuellen Wohnprojekten wie der Gängeviertel-Genossenschaft.

Da kann man sich unter anderem über Baukultur und Stil informieren und erfahren, welche Gebäudetypen und Grundrisse es gab und gibt. Interessant sind dabei auch die Art der Wohnkultur, die Milieus, die Nachbarschaften, die bei einem genossenschaftlichen Wohnprojekt meist ganz andere, weil solidarische sind. Das Motto lautet stets: „Einer für alle, alle für einen!“

„Die gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen durch Selbstverwaltung bestimmt auch heute noch den Grundgedanken der Genossenschaftsidee“, sagt Jan Lorenzen, Pressesprecher des Museums. Auch heute seien Genossenschaften ein wichtiges Regulativ im Wohnungsmarkt.

Aber die Schau zeigt auch Bizarres – etwa das kleinste Haus der Welt. Es misst einen Quadratmeter und ist einen Meter hoch. Dennoch hat es ein Fenster, eine Tür, eine Matratze, eine Kochplatte an der Außenwand sowie Rollen, auf denen man es durch den Raum schieben kann. Es kann als Büro, Gästezimmer oder Think Tank genutzt werden – und liegt es auf der Seite, kann man in ihm schlafen. Freiheit auf kleinstem Raum.

Aber die Schau lädt auch zur Partizipation ein. Ein Gesellschaftsspiel – auf einem Quadratmeter Fläche – wird es geben, bei dem die Besucher einen drei Meter hohen Turm bauen können. Baumaterial sind Holzstäbe und Sperrholzplättchen. Später darf man sein Werk selbst wieder abreißen.

Weitere Objekte der Schau sind der Otto-Stolten-Hof der Schiffszimmerergenossenschaft, ein Miniatur-Wunderland-Modell, eine Hamburger Variante der Frankfurter Küche von 1920 sowie ein Herd von 1868 aus der Jägerpassage auf St. Pauli. Auch über Baugenossenschaften in der NS-Zeit informiert die Ausstellung; für Schulklassen werden hier Workshops angeboten. AMA

14. 11. 2012 bis 1. 4. 2013, Hamburg, Museum der Arbeit