Bühne in die Kommunen bringen

Das Theaterfestival „Spielarten“ exportiert hochklassiges Kinder- und Jugendtheater in die rheinische Peripherie, behält aber auch ein Standbein in den Städten. Die 12. Auflage zeigt zehn Stücke – für junge Leute von drei bis 18 Jahren

VON JOHANNES SCHNEIDER

Viersen, Mettmann, Bergheim, Mönchengladbach. Das sind die Orte, um die es geht. O.k., Köln, Düsseldorf, Duisburg und Bonn sind auch Anlaufstationen. Aber eigentlich geht es um Viersen, Mettmann, Bergheim und Mönchengladbach, wenn das Theaterfestival „Spielarten“ auf Tour geht. Denn das Festival stellt vor allem eins in den Mittelpunkt: Dezentralität.

„Sehenswertes Kinder- und Jugendtheater in die Kommunen exportieren“, darin sieht Schirmherr Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff die besondere Aufgabe der „Spielarten“. „Wir wollen einen Einblick in alle Spielarten geben, die Theater bietet. Das geht von Erzähl- bis Puppentheater“, sagt Heike Kling, Organisatorin des Festivals. Dabei verzichtet die Veranstaltungsreihe ganz bewusst auf ein eingängiges Motto: „Wir wollen einfach nur gute Stücke zeigen, Stücke ohne Zeigefinger oder Rumkreischen. Wir wollen etwas Besonderes.“

Und etwas für jede Altersgruppe: „Wir bedienen das ganze Klientel“, sagt Heike Kling und empfiehlt für Jugendliche ab 14 die „Kreuzritter“ der belgischen Theatergruppe „Agora“: Ein Hospiz voller Kriegsversehrter spiegelt auf humorvolle Weise die Schrecken des Krieges. Na dann. Für die Kleineren in Grundschule und Kindergarten gibt es leichtere Kost, wie etwa die „Haifischkatze“ des Bonner „Theaters Marabu“: Zwei Erwachsene liegen im Bett und fürchten sich vor dem weißen Hai. Ganze 50 Minuten lang.

Die beiden Stücke sind nur zwei von zehn Veranstaltungen, die zwischen dem 10. September und dem 13. November an den acht Schauplätzen gezeigt werden. Mit zehn Stücken ist die diesjährige Auflage der „Spielarten“ die bisher größte. „Spielarten“ entstand Mitte der 90er Jahre: Großstadttheater wie das „Comedia“ in Köln oder das „Forum freies Theater“ aus Düsseldorf sichteten Stücke im eigenen Umfeld – und boten sie kleineren Kulturveranstaltern im Umland an. Inzwischen gehen die „Spielarten“ ins 12. Jahr. Gespielt wird in kleinen Theatern, soziokulturellen Zentren oder in Schulklassen. Doch wird nicht jedes Stück an allen Veranstaltungsorten gespielt: „Es ist auch immer wichtig, ob eine Inszenierung an einen Ort passt“, sagt Heike Kling. Dass es Stücke gibt, die eher für die vier Großstädte, und andere, die eher für die Provinz geschaffen sind, meint sie damit aber nicht. Nur, dass ein Raum, in dem die „Kreuzritter“ gespielt werden, nicht zwingend auch der richtige für die „Haifischkatzen“ sein muss.

Info: www.spielarten-nrw.de