Kinder an die Macht

Beim „11. Bundestreffen engagierter Kinder und Jugendlicher“ diskutierten GrundschülerInnen über kinderfreundliche Kommunen. Auch ein Kinderrat aus Dormagen mischte mit

VON JOSEFINE FEHR

Normalerweise interessieren sich Grundschüler nicht für Politik oder Stadtplanung. An der Theodor-Angerhausen-Grundschule in Dormagen ist das anders. Hier engagieren sich schon die Kleinsten für große Themen: Seit dem Frühjahr 1997 gibt es an der Schule einen so gennanten Kinderrat. „Wir reden mit!“ sagen hier die Kinder und mischen sich in die Schulpolitik ein. Sie kümmern sich zum Beispiel um die Gestaltung des Schulhofs, sorgen für Streitschlichtung oder entwerfen Regeln, die das Zusammenleben in der Schule friedlicher machen sollen. Geredet wird über alles, was die Schüler in der Schule, auf dem Schulhof oder auf dem Schulweg betrifft. Aber nicht nur.

Beim „11. Bundestreffen engagierter Kinder und Jugendlicher“ zum Beispiel stand das Thema „Kinderfreundlichkeit unserer Städte und Dörfer“ auf dem Programm. Sechs kleine Vertreter des ungewöhnlichen Rates aus Dormagen durften vergangenes Wochenende nach Berlin reisen um anlässlich des Weltjugendtages 2005 an dem vom Deutschen Kinderhilfswerk organisierten Treffen teilzunehmen.

Unter dem Motto „Alle Achtung: Kinder!“ wollte das Kinderhilfswerk zeigen, wie beachtenswert die Ideen, Vorstellungen und Wünsche Kinder und Jugendlicher sind. Gemeinsam mit 120 anderen Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis 18 Jahren überlegten die Dormagener Schüler in verschiedenen Workshops, was geschehen müsse, um die Welt kinderfreundlicher zu machen. Ihre Ergebnisse präsentierten sie dann in einer kleinen Ausstellung beim Weltkindertagsfest auf dem Potsdamer Platz zu dem knapp 300.00 Besucher kamen.

Bei dem Berliner Treffen war das Projekt aus Dormagen das einzige aus NRW. Der Ausflug in die Hauptstadt kam in NRW gut an. „Die Kinder sind mit Begeisterung dabei“, berichtet Lehrerin Gudrun Gospodarek. Sie betreut den „Kinderrat“ an der Theodor-Angerhausen-Grundschule: „Die Kinder nehmen viel mit“, ist sie überzeugt. „Das Projekt stärkt das Verantwortungsbewusstsein und macht die Kinder zu wachen Beobachtern.“ Letztendlich gehe es sogar darum, die Kinder zu mündigen Bürgern zu erziehen.

An dem bundesweiten Treffen nimmt der Kinderrat inzwischen zum fünften Mal teil. Neu ist in diesem Jahr, dass das Treffen der engagierten Kinder im Rahmen des Weltkindertages stattfindet. Davon ist Lehrin Gospodarek nicht unbedingt begeistert. Sie findet, so viel Rummel wäre eigentlich nicht nötig. Andererseits komme die gesteigerte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Presse dem Projekt zu gute.

Der engagierten Lehrerin geht es vor allem um Eines: Sie will deutlich machen, dass solche Projekte, bei denen Kinder nach ihrer Meinung gefragt und zur Beteiligung am politischen Geschehen motiviert werden, auch schon mit „kleinen Kindern“ zu machen sind. Die „Delegierten“ des Kinderrats sind gerade mal acht oder neun Jahre alt. Schade findet Gospodarek es nur, dass nach dem Projekt in der Grundschule für die Kinder oft Schluss ist mit der politischen Beteiligung. Zwar wären die Kinder hoch motiviert, an weiterführenden Schulen gäbe es aber – zumindest in Dormagen – kaum Möglichkeiten oder Projekte, wo die Kinder sich weiter engagieren könnten. Einzige Ausnahme: Das Dormagener Kinder- und Jugendparlament. Hier können Kinder Wünsche, Beschwerden und Verbesserungsvorschläge einbringen, die sie vorher in der Schule gesammelt haben, und so ein bisschen in der Lokalpolitik mitzumischen.

Seit einiger Zeit sitzen auch Vertreter des Kinderrats in diesem Kinder- und Jugendparlament. Die Beteiligung von „kleinen Kinder“ ist eben möglich.