Zypern bleibt starr und zerstritten

Die drei Fragezeichen

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Klaus Hillenbrand, Jahrgang 1957,hat Politische Wissenschaft studiert, ­arbeitete später als Journalist auf Zypern und ist heute Redakteur der taz.

1 taz.am wochenende: Herr Hillenbrand, auf Europas Friedhof der Diplomatie muss ein neues Grab geschaufelt werden. Die Verhandlungen zur Lösung des Zypernkonflikts, der die Insel seit 1974 faktisch teilt, sind gescheitert. Woran lag es?

Klaus Hillenbrand: An den unüberbrückbaren Differenzen in Sicherheitsfragen. Die Türkei besteht auf einer Präsenz ihrer Truppen im Norden. Die Griechen fordern deren Abzug. Zudem streitet man über viele Details der Gründung eines geplanten gemeinsamen Bundesstaates, etwa darüber, ob die Präsidentschaft rotieren oder der Präsident immer ein Grieche und sein Vize immer ein Türke sein soll.

2 Vermittler sind die Vereinten Nationen. Warum hält sich Europa raus? Könnte die EU etwas bewirken?

Europa ist ein gebranntes Kind. Bei den letzten Zyperngesprächen im Jahr 2005, als sich die EU sehr stark engagierte, gelang es der griechischen Seite, Brüssel für eigene Interessen zu funktionalisieren und eine Einigung zu torpedieren. Die UN traten zwar jetzt als Vermittler auf, die Verhandlungen selbst fanden aber ausschließlich zwischen den Konfliktparteien statt. Die UN machten dazu keine eigenen Vorschläge.

3 Sollte sich Europa damit abfinden, dass alles so bleibt wie bisher? Oder ist das riskant?

Es handelt sich um einen eingefrorenen Konflikt. Zehntausende Soldaten stehen sich feindlich gegenüber, und völkerrechtlich betrachtet ist Nordzypern noch ein besetztes Land. Zwar ist Zypern seit Jahrzehnten weitgehend friedlich, aber das muss nicht so bleiben.

Interview Susanne Knaul