Susanne Messmer hat keine Lust auf Rote-Bete-Eis
: Über die Kunst, den Zuckerspiegel zu halten

Kürzlich in einer Eisdiele in Prenzlauer Berg: „Mama, ich will rotes Eis.“

„Das ist aber leider kein Erdbeer-Eis, mein Schatz, das ist Rote Bete.“

„Was?“

„Rote Bete, du weißt schon. Das Zeug, was du immer aus der Suppe aussortierst.“

„Okay. Dann will ich lieber grünes Eis.“

„Das geht leider auch nicht, mein Engel, das ist Matcha-Grüntee. Das ist was für Erwachsene.“

Eltern kleiner Kinder in angesagten Szenebezirken oder auch in ehemals angesagten Szenebezirken haben es in letzter Zeit zunehmend schwer, in den Eisdielen dieser Stadt einfach nur eine Kugel Eis zu essen. Eine Kugel Eis, die schmeckt, wie Eis schmecken muss: einfach, süß, lecker. Noch dazu kann es sein, dass man für die Kugel in den Rote-Bete-Grüner-Tee-Eisdielen 1,50 Euro bezahlt – und für die heiß geliebten „Toppings“, wie sie neuerdings genannt werden, noch ein paar Cent zusätzlich. Durchaus möglich also, dass man zu dritt mehr als 10 Euro für Eis an einem Nachmittag ausgibt – ganz zu schweigen vom Kaffee für die zivilisationsmüden Erwachsenen und der Limo für die Kinder, die meist am Ende auch noch eingefordert wird, um den Zuckerspiegel zu halten. Das macht bei fünf Eisdielenbesuchen pro Woche 200 Euro im Monat, also pro Saison mehr als 1.000 Euro.

Doch ein Ende dieser unsäglichen Entwicklung ist leider nicht in Sicht. Das zeigt auch die zunehmende Beliebtheit der alljährlich stattfindenden Eismeisterschaft in Berlin, bei der man sich am heutigen Freitag am Potsdamer Platz durchschlecken kann. Unter anderem stellt sich dort die Berliner Eismacherin Angelika Kaswalder von der Eisdiele Cuore Di Vetro in der Max-Beer-Straße in Mitte mit einer neuen Kreation vor. Inspirieren ließ sie sich für ihre Eissorte „Black Star“ vom gleichnamigen Album von David Bowie. Das Eis besteht aus den „besten Kastanien der Seealpen, mit der knusprigen Ganache aus dunkler Schokolade, veredelt mit einer aus Tabak aromatisierten Sahne“.

Schlimmer noch treiben es die bayrischen Gelatieri Herbert und Sebastian Franz mit ihrer Erfindung „Bombay Dream“. Die Zutaten: Basmatireis, Kokosmilch, Mango, bunter Pfeffer, Anis, Zimtblüte und Rosenwasser. Himmisakra, do megst do glei varekka!!

Ach war das herrlich, als man in den achtziger Jahren in den Eisdielen der westdeutschen Provinz für 50 Pfennig die Kugel zwischen 10 bis 15 Sorten wählen konnte. Und wie gern würde ich mal wieder eine Kugel Malaga oder einen Amarena-Becher essen.