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heute in hamburg„Liebenswert und tapfer“

Einblick Korea Stiftung zeigt Dokumentation von Sung-Hyung Cho über Alltag in Nordkorea

Tim Wegener
Sung-Hyung Cho

1966 in Südkorea geborene Regisseurin, Cutterin und Professorin für Künstlerischen Film an der HBK Saar in Saarbrücken.

taz: Frau Cho, warum haben Sie Ihre südkoreanische Staatsangehörigkeit abgegeben?

Sung-Hyung Cho: Weil ich als Südkoreanerin nicht nach Nordkorea darf. Es hätte sein können, dass man mich verhaftet. Daher habe ich die deutsche Staatsangehörigkeit schon 2012 angenommen. Sonst hätte ich keinen Film produzieren können.

Wie geht es den Menschen in Nordkorea?

Das kann man nicht pauschalisieren. Im Grunde weiß man nie genau, ob das, was gezeigt wird, authentisch ist. Als ich das letzte Mal da war, habe ich gemerkt, dass sich das Land verändert und das Volk sich eine Versöhnung mit Südkorea wünscht. Die Leute sind jedoch alle sehr vorsichtig. Mein Eindruck war, dass die Nordkoreaner, trotz der ganzen Einschränkungen, sehr liebenswürdig sind und tapfer ihr Glück im Alltag suchen.

Warum liegt der Fokus auf normalen Menschen und nicht auf politisch brisanten Themen?

Ich war nie politische Filmemacherin. Mich interessiert der ethnografische Blick. Und mit „normalen“ Nordkoreanern über Politik zu sprechen, kann sehr gefährlich werden. Man erfährt auch viel über die politische Lage, wenn man sich den Alltag ansieht. Zum Beispiel, dass Kinder lieber im Internat bleiben als nach Hause zu gehen, weil es da mehr zu Essen und einen Fernseher gibt.

Welche Bedeutung hat der Film für Deutschland?

Bisher dachte ich immer Deutschland sei für die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea. Das Bild von Nordkorea ist jedoch total einseitig. Ich glaube, das liegt daran, dass die deutsche Rüstungsindustrie boomt und einer der drei Hauptimporteure Südkorea ist. Aus ökonomischer Sicht ist die Anspannung zwischen den Ländern für Deutschland lukrativ.

Was kann der Film bewirken?

Es gibt ja das deutsche Sprichwort „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Und ich bin optimistisch, dass sich das Bild der Deutschen nach und nach ändert, je mehr den Film sehen. Denn Jeder muss aktiv die Welt mitgestalten. Deswegen engagieren sich die Menschen ja auch gegen G20.

Wieso wird der Film gerade jetzt in Hamburg gezeigt?

Das ist Zufall. Aber ich finde das super, weil ich so die Atmosphäre von G20 hautnah miterleben kann. Zeitgleich passt der Film sehr gut, weil ich möchte, dass die Welt ihr Feindbild von Nordkorea überdenkt. Denn das Bild von Nordkorea als das absolut Böse begünstigt das Regime, während die Menschen darunter leiden. Ich möchte, dass wir Nordkorea besser kennenlernen, damit das Land nicht weiter isoliert bleibt.

Interview Katharina Kücke

„Meine Brüder und Schwestern im Norden“, Diskussion mit Regisseurin, Lichtmess-Kino, Gaußstraße 25, 19 Uhr

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