heute in Bremen
: „Rechtzeitig ablenken“

Vortrag Der Leiter des Planetariums erklärt, wie wahrscheinlich ein Asteroideneinschlag ist

Andreas Vogel

:

47, ist Direktor des 1952 gegründeten Olbers-Planetariums an der Hochschule Bremen.

taz: Herr Vogel, ist es sicher, dass ein Asteroid vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier ausgerottet hat?

Andreas Vogel: Ja, man hat in Yucatan in Mexiko einen Krater gefunden, der vom Einschlag eines Asteroiden zeugt, der so groß wie der Mount Everest gewesen sein muss. Dieser Einschlag hat zu einer gigantischen Staubwolke um den ganzen Planeten geführt – der Staub hat sich im Laufe von mehreren tausend Jahren abgesetzt. In der Erdschicht aus dieser Zeit findet sich das Element Iridium – überall auf der Erde. Das kommt auf der Erde nur sehr selten vor – dafür aber in Asteroiden.

Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Asteroid dieser Größe noch einmal einschlägt?

Das kommt alle 100 Millionen Jahre vor. Kleinere schlagen alle 50 bis 100 Jahre ein.

Wann zuletzt?

Im Jahr 2013 ist einer mit einem Durchmesser von etwa 20 Metern in 45 Kilometern Höhe über Sibirien explodiert. Dabei wurde sehr viel mehr Energie freigesetzt als beim Atombombenabwurf über Hiroshima. Die Druckwelle hat Fensterscheiben zum Bersten gebracht.

Stimmt es, dass sich die Erde in einem relativ sicheren Winkel des Sonnensystems befindet?

Wir haben das Glück, dass Jupiter als sehr großer Planet die meisten Asteroiden anzieht oder ablenkt. Es gibt aber 1.000 Brocken, die auch uns gefährlich werden könnten. Wenn so einer wie über Sibirien über einem dichter besiedelten Gebiet eingeschlagen wäre, wären die Schäden sehr viel größer gewesen.

Muss ich Angst haben?

Nein, anders als die Dinosaurier betreiben wir Wissenschaft. Mit Suchprogrammen wurden schon 750.000 Asteroiden und Kometen in unserem Sonnensystem gefunden, jährlich kommen etwa 100.000 hinzu.

Aber wie hilft das?

Wenn wir rechtzeitig wissen, was auf uns zukommt, können wir die Brocken ablenken. Dazu läuft auch gerade eine Mission der European Space Agency. Wenn wir eine Rakete oder ein Raumschiff auf einem Brocken abstürzen lassen, geben wir ihm einen kleinen Schubs und er wird hunderte oder tausende Kilometer an der Erde vorbei gelenkt. Die Voraussetzung ist aber, dass er erst in 15 bis 20 Jahren einschlägt und nicht in zwei Monaten. Denn der Schubs, den wir ihm geben, ist nur minimal. Das ist so, als würde man den Fußball direkt vor dem Tor ein kleines bisschen antippen, der ist dann trotzdem drin. Wenn er aber in der anderen Spielfeldhälfte berührt würde, ginge er weit dran vorbei.

Interview: eib

Kosmische Katastrophen: 16 Uhr, Planetarium, Werderstr. 73