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Der Pokerspieler

Wie machen Sie das?

Stephan Kalhamer, 40, ist Präsident des Deutschen Poker Sportbundes. Er lebt vom Pokern.

taz.am wochenende: Herr Kalhamer, Sie müssen beim Pokern Ihre Emotionen verbergen. Wie machen Sie das?

Stephan Kalhamer: Das hat mit Routine zu tun. Wer zum ersten Mal Achterbahn fährt, findet das unglaublich. Jemand, der am Rummel groß geworden ist, bringt das nicht aus dem Gleichgewicht.

Aber Sie spielen um viel Geld. Werden Sie nicht nervös?

Jede Form von Risikokapital muss durchdacht werden, auch meine Freizeit ist Kapital. Mein Grundsatz ist: Spiele nie um etwas, das du nicht zu verlieren bereit bist.

Sie haben ein Buch übers Pokern geschrieben und bieten Kurse an. Können Sie mir das Pokerface beibringen?

Nein, das Pokerface aus dem Film gibt es nicht. Man kann an seinen Nerven arbeiten – dafür ist jedes Spiel eine gute Therapie. Das Wichtigste aber sind die Gedanken des Gegenübers.

Das heißt, Sie passen sich Ihren Mitspieler*innen an?

Genau. Wenn mein Gegenüber unsicher wirkt, setze ich ihn unter Druck. Wenn er vor Selbstbewusstsein strotzt, macht es wenig Sinn, ihn zu erschüttern. Dann zählt die Qualität meiner Karten.

Wie genervt sind Sie eigentlich von Lady Gagas Lied „Pokerface“?

Gar nicht! Ich finde das Lied cool, und es war gut für Poker.

Sie sind ­Mathematiker. Kön­nen auch Geis­tes­wis­sen­schaft­ler*in­nen gut Poker spielen?

Auf jeden Fall! Der moderne Pokerspieler braucht verschiedene Wissenschaften, vor allem Psychologie. Mathematik ist die Technik, Poker ist nun mal Wahrscheinlichkeitsrechnung. Aber die ist irgendwann endlich. Was den Unterschied macht, ist die Tagesform: jemanden zu überraschen, mit Druck umzugehen.

Sie setzen sich dafür ein, dass Poker als Denksport anerkannt wird. Warum?

Ich würde mir einfach wünschen, dass Leute Poker nicht nur aus Terrence-Hill-Filmen kennen: Fünf Karten, tauschen, und bei Full House wird man erschossen. Das Spiel ist viel nüchterner, als viele meinen.

Interview Anna-Theresa Bachmann

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