Kampf gegen den IS: Sturm auf Mossul eingeleitet
Mossul ist fast erobert, die Offensive auf Al-Rakka ist in vollem Gange. Ein schnelles Ende des Terrors ist dennoch unwahrscheinlich.
Al-Majadin liegt wie Al-Rakka im Tal des Flusses Euphrat. Von hier ist es jedoch nicht mehr weit bis zur irakischen Grenze. Von den aktuellen Frontlinien ist die Kleinstadt weit entfernt. Und wegen der unmittelbaren Nähe eines großen Wüstengebiets wäre eine Bodenoffensive für die Gegner hier auch sehr schwer zu organisieren. In der Region leben zudem überwiegend Sunniten, die zum Teil mit dem IS sympathisieren. Die Stadt ist für die IS-Führung also ein idealer Stützpunkt, um sich nach den jüngsten Niederlagen neu zu sortieren.
Al-Majadin sei inzwischen das wichtigste Kommandozentrum der sunnitischen Terrormiliz, heißt es aus Kreisen der US-Streitkräfte. Mehrere wichtige Anführer seien in den vergangenen Monaten gemeinsam mit ihren Familien aus Al-Rakka sowie aus Mossul im Irak dorthin gezogen. Syrische Aktivisten vor Ort bestätigen, dass sich viele der Kämpfer dort niedergelassen hätten. Rings um die Stadt, die noch immer Einnahmen aus einem nahen Ölfeld erzielt, verstärken die Extremisten demnach gerade die Anlagen zur Verteidigung.
Lange war Al-Rakka die De-facto-Hauptstadt des IS. Nun werde Al-Majadin zur „neuen Hauptstadt“, sagt Mohammed Chider, Leiter der Sound and Picture Organization, die sich auf die Dokumentation der Gräueltaten der Extremisten in der Region spezialisiert hat. „Es wird die letzte Festung der Gruppe sein, und sie werden sie als Hauptstadt etablieren wollen, damit die Kämpfer sie bis in den Tod verteidigen werden.“
Amerika bildet syrische Rebellen aus
Während der Schwerpunkt der internationalen Offensive gegen den IS in Syrien derzeit ganz auf Al-Rakka liegt, müssen die Extremisten auch in Al-Majadin jederzeit mit Angriffen rechnen – vor allem aus der Luft. „Wenn wir sie finden und wissen, wo sie sich aufhalten, werden wir zuschlagen“, sagt Ryan Dillon, ein Sprecher der von den USA angeführten Koalition, in Bagdad. Im Süden Syriens, unweit der Grenze nach Jordanien, bilden die Amerikaner zudem syrische Rebellen aus, die künftig am Boden in Richtung Al-Majadin vorstoßen könnten.
Gleichzeitig könnten auch die syrischen Regierungstruppen in absehbarer Zeit einen Angriff auf Al-Majadin planen. In den vergangenen Monaten haben die Soldaten von Präsident Baschar al-Assad in der Region beträchtliche Geländegewinne erzielt und sind dabei zum ersten Mal seit Jahren auch wieder bis an die irakische Grenze vorgedrungen. Derzeit konzentrieren sie sich auf die vom IS gehaltene Kleinstadt Suchna. Als nächstes könnten sie die seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs hart umkämpfte Provinzhauptstadt Dair-as-Saur ins Visier nehmen.
Unabhängig davon, wer am Ende einen Angriff auf Al-Majadin startet – die Bevölkerung muss sich wohl auf das Schlimmste gefasst machen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich auch Zehntausende Flüchtlinge aus den nahen Kriegsgebieten auf beiden Seiten der Grenze in Al-Majadin aufhalten. In den vergangenen Wochen wurden bereits mehrfach Luftangriffe auf die Stadt geflogen. Ende Mai sollen dabei auch etliche Zivilpersonen ums Leben gekommen sein. Aktivisten machten die von den USA angeführte Koalition für die Opfer verantwortlich. Russland hat nach eigenen Angaben aber ebenfalls bereits Ziele im Umfeld der Stadt angegriffen.
Mindestens fünf Angriffe auf Al-Majadin
Das US-geführte Militärbündnis hat nach offiziellen Angaben seit Ende April mindestens fünf Angriffe auf Al-Majadin geflogen. Dabei sollen mehrere Anführer der Extremisten getötet und Einrichtungen des IS zur Verbreitung von Propaganda zerstört worden sein. Auch Baraa Kadek, der Gründer des IS-Sprachrohrs Amak, sei gemeinsam mit seiner Tochter ums Leben gekommen, berichtete dessen Bruder.
Nach Informationen der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei den Angriffen auf Al-Majadin seit dem 22. Mai neben 20 Extremisten noch 182 weitere Menschen getötet. Bei den Opfern handelte es sich demnach um 28 unbeteiligte Zivilpersonen sowie um 154 Angehörige von IS-Kämpfern, darunter 57 Frauen und 68 Kinder.
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