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Gartenstadt ist beschlossene Sache

Bebauung Gegen das Votum der Beiräte Obervieland und Neustadt beschloss der Senat, am Werdersee 590 Wohnungen zu bauen

In diesem Herbst soll es nach vier Jahren Planung losgehen mit dem Bau der „Gartenstadt Werdersee“. Zunächst sind Erschließungsmaßnahmen erforderlich, 2018 soll der Grundstein für die höheren Gebäude an der Habenhauser Landstraße gelegt werden. Nachdem der Senat das gestern beschloss, stellten Bausenator Joachim Lohse (Grüne) und die an der Arbeitsgemeinschaft „Gartenstadt“ beteiligten Firmen ihre Planungen vor.

Es werde eine „Gartenstadt der 21. Jahrhunderts“, erklärte Stadtbaudirektorin Iris Reuther. Sowohl am Deich wie am Friedhof entlang sei eine grüne Parkfläche geplant. Mit Verweis auf den großen Wohnungsbedarf bleibt es bei 590 geplanten Wohneinheiten. Unter anderem Jens Oppermann (SPD) aus dem Beirat Neustadt hatte das als zu viel für eine „Gartenstadt“ kritisiert. Am Friedhof sind bis fünf Stockwerke und 17,9 Meter hohe Gebäude mit sozialer Förderung geplant. „Hochhäuser“, gegen die Anwohner protestiert haben, sind das nicht, jedenfalls nicht nach der baurechtlichen Definition, die „mehr als 22 Meter“ als Kriterium nennt. Insgesamt 30 Prozent der Wohnungen sollen geförderten preiswerten Wohnraum bieten, erklärte der Senator. Vor allem die Gewoba wird da aktiv sein.

Für einen Streifen an der Habenhauser Landstraße werden besondere Fluglärmvorschriften den Architekten auferlegt. Die Gesundheitsbehörde hatte kritisiert, dass dort Sozialwohnungen geplant sind, mit Hinweis auf die 59 bis 66 Dezibel rechnerische Lärmbelastung durch Fluglärm. Laut Bremens „Aktionsplan zur Lärmminderung“ soll auf die Ausweisung von Wohngebieten in der Zone ab 60 Dezibel ganz verzichtet werden. Das lehnte Lohse ab: Wenn die sehr ambitionierten Grenzwerte eingehalten werden sollten, dann können man nur im Außenbereich der Stadt bauen, erklärte er – und müsse dafür neue Straßen und somit neue Lärmquellen bauen. Die Einfamilienhäuser sind in den hinteren, etwas weniger lärmbelasteten Gebieten geplant. Auch am Fellendsweg sind Einfamilienhäuser geplant, die an die Struktur des „Dichterviertels“ von Habenhausen anknüpfen.

Die Zahl der Allee-Bäume an der Habenhauser Landstraße, die für die Einbiegung weichen müssen, wurde nach der Beiratskritik etwas reduziert. Auch den im Beirat Neustadt diskutierten Einwand, dass sich eine Bauschuttablagerung am Friedhofsrand befinde, genau dort, wo Schule und Kita geplant sind, ließen die Stadtplaner nicht gelten. Mit einer 1,10 Meter dicken Erdschicht soll der Bauschutt zusätzlich abgedeckt werden, „dann können sogar Kinder darauf spielen“, betonte Behördensprecher Jens Tittmann. Die Bürgerinitiative „Rettet die grüne Lunge Werdersee“ hatte jahrelang gegen die Bebauung protestiert – vergeblich. kawe

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