Bisschen weniger böse

Anhörung Der Chef der Deutsche Wohnen stellte sich dem Bauausschuss. Den Mietspiegel will er weiter nicht akzeptieren

Demo im Mai zum sechsjährigen Bestehen der Mietergemeinschaft Kotti & Co. Foto: Christian Mang

von Uwe Rada

Erst kam er gar nicht, dann brachte er drei Bodyguards mit. Michael Zahn, Chef der Deutsche Wohnen und mit 110.000 Wohnungen Berlins größer privater Vermieter, mag es offenbar mit Ausrufezeichen. Wäre er bereits wie verabredet im Februar zur Anhörung des Bauausschusses gekommen, hätte er seine Redezeit mit dem Mieterverein, Haus und Grund und dem Mieteraktivisten Rouzbeh Taheri teilen müssen. Nun sitzt Zahn, seit zehn Jahren Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Unternehmens, alleine am Zeugentisch des Raums 311 im Berliner Abgeordnetenhaus. Und versucht die Wogen zu glätten. Zumindest ein wenig.

Um es gleich vorwegzunehmen: Die drei Bodyguards mussten nicht eingreifen. Die zumeist älteren Mieterinnen und Mieter aus diversen Häusern der Deutsche Wohnen, darunter der Kreuzberger Otto-Suhr-Siedlung, verhielten sich weitgehend still. Umso deutlicher waren dagegen die Abgeordneten von SPD, Linken und Grünen. „Eine Schweinerei“ nannte die grüne Abgeordnete Katrin Schmidberger die Geschäftspraktiken des Unternehmens, ihre SPD-Kollegin Iris Spranger sagte „schoflig“ dazu, und die Linken-Abgeordnete Gabi Gottwald meinte: „Die Mieter sollen den Hunger der Aktionäre stillen.“

Gleich drei Anklagepunkte haben die Koalitionsfraktionen gegen Michael Zahn vorgebracht. Einmal seine Attacken gegen den Berliner Mietspiegel, den er als nicht rechtskonform bezeichnet, und auch, wie der Eigentümerverband Haus und Grund, nicht anerkennt. Zum Zweiten beklagten SPD, Linke und Grüne, dass die Deutsche Wohnen die Instandsetzung der Wohnungen vernachlässige, um später mit teuren Modernisierungen die Mieten erhöhen und Mieter teilweise vertreiben zu können. Drittens schließlich ging es um den Ausfall von Heizungsanlagen, weswegen manche Mieter im vergangenen Winter teilweise mehrere Monate ohne Heizung leben mussten.

Zahn selbst übte sich zunächst in Vorwärtsverteidigung. Die fast 60.000 Wohnungen der ehemaligen landeseigenen GSW, die die Deutsche Wohnen 2013 übernommen hat, seien in einem schlechten Zustand gewesen. „Wir haben mit der GSW eine schwere Erblast angetreten“, so Zahn wörtlich. So seien die Probleme mit manchen Heizungsanlagen darauf zurückzuführen, dass die GSW deren Betrieb privatisiert habe. „Wir sind nicht in der Lage, die Anlagen in den nächsten zwei Jahren zu reparieren“, sagte Zahn, kündigte aber grundsätzliche Änderungen an. „Wir wollen das jetzt wieder zurückkaufen.“ Kein Mieter müsse künftig mehr ohne Heizung auskommen. „Wir haben einen 24-Stunden-Service, bei dem man im Notfall einen Radiator bekommt.“

Die Deutsche Wohnen hat 110.000 Wohnungen in Berlin und ist damit Berlins größter privater Vermieter.

2013 hat die Deutsche Wohnen fast 60.000 Wohnungen der GSW übernommen. Seitdem häufen sich die Klagen von Mieterinnen und Mietern.

Kritisiert werden Mieterhöhungen, die über dem Mietspiegel liegen, sowie unterlassene Instandsetzungen und anschließend teure Modernisierungen.

Bei einer ersten Anhörung im Bauausschuss im Februar war der Chef des börsennotierten Unternehmens, Michael Zahn, nicht erschienen.

Dass Probleme mit dem Service nicht nur schlechte Stimmung machen, sondern auch ein schlechtes Image, hat die Deutsche Wohnen offenbar verstanden. „Das ist nicht unsere Methode“, entschuldigte sich Zahn bei den betroffenen Mietern. Den Mietspiegel will er aber auch in Zukunft nicht akzeptieren, obwohl 2017 die Mieterhöhungen die Obergrenze nicht mehr überschreiten sollen.

Und die teuren Modernisierungen? Stimmt alles nicht, so Zahn. „Die durchschnittliche Miete liegt bei uns bei 6,09 Euro pro Quadratmeter.“