Kretschmann wütet über seine Partei

Grüner „Schwachsinn“

BERLIN taz | Das mühsam aufgebaute Bild der grünen Einigkeit hat nicht lange gehalten: Ein ­Video, das von einem rechtspopulistischen Blog verbreitet wurde, zeigt einen Wutausbruch des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann beim Parteitag am letzten Wochenende. In einem Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Matthias ­Gastel erregt er sich über die Grünen-Forderung, von 2030 an keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr neu zuzulassen.

„Das sind doch Schwachsinns-Termine“, wettert Kretschmann. In seiner Wut droht er mit dem Rückzug sich aus dem Wahlkampf. „Macht das, ist mir egal“, schimpft er. „Dann seid aber auch mit sechs oder acht Prozent zufrieden.“ Und weiter: „Dann jammert nicht rum und lasst mich in Ruhe. Und macht euren Wahlkampf selber.“

Kretschmanns Sprecher Rudi Hoogvliet kritisierte die Veröffentlichung des Videos. Es habe sich um ein privates Gespräch gehandelt, das heimlich gefilmt wurde. Auf eine Unterlassungsklage wolle Kretschmann aber verzichten. „Das würde die rechten Urheber nur aufwerten“, sagte Hoogvliet der taz. Inhaltlich verteidigte er Kretschmanns Position. „Dass wir die Vorgabe 2030 skeptisch sehen, ist nichts Neues.“

In der Partei steht Kretschmann mit dieser Haltung allerdings ziemlich allein – und stößt auch bei befreundeten Realpolitikern auf wenig Verständnis. „Wenn wir das Pariser Klimaabkommen umsetzen – also bis 2050 in allen Sektoren klimaneutral zu sein – und Autos bekanntlich etwa 20 Jahre genutzt werden, dürfen ab 2030 keine neuen Fahrzeuge mit fossil betriebenen Motoren mehr auf die Straße kommen“, sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer der taz. „Das ergibt sich schon aus den Grundrechenarten.“ Malte Kreutzfeldt