Attacke In Lemgo haben Unbekannte versucht, ein Flüchtlingsheim anzuzünden
: Brandanschlag auf Schlafende

Hannover taz/afp | Ohne den Feueralarm wären die Geflüchteten wohl in ihren Betten von den Flammen überrascht worden. Unbekannte haben in der Nacht zu Freitag eine Matratze im Erdgeschoss einer Flüchtlingsunterkunft im nordrhein-westfälischen Lemgo angezündet. Die Bewohner schliefen im ersten und zweiten Stock des ehemaligen Hotels. Sie wurden durch einen Brandmelder geweckt. Ein 26-Jähriger Bewohner konnte das Feuer löschen, zog sich dabei aber eine leichte Rauchgasvergiftung zu und musste zur Behandlung ins Krankenhaus.

Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Wegen eines möglichen fremdenfeindlichen Hintergrunds ist der Staatsschutz eingeschaltet. Drei Männer, die in der Nacht in Tatortnähe festgenommen worden waren, sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. „Der Anfangsverdacht hat sich nicht bestätigt“, teilte Oberstaatsanwalt Christopher Imig am Freitag mit.

Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) ist die Zahl der Angriffe auf Asylunterkünfte in diesem Jahr bislang rückläufig. Danach wurden bis Mitte Juni bundesweit 127 entsprechende Vorfälle registriert – darunter 24 Gewaltdelikte, 28 Sachbeschädigungen und elf Brandstiftungen. In zwei Fällen sei Sprengstoff explodiert.

Für 118 der 127 Übergriffe in diesem Jahr macht die Wiesbadener Behörde rechtsmotivierte Täter verantwortlich. Auch bei den anderen neun Taten könne eine politische Motivation noch nicht ausgeschlossen werden.

In den beiden Vorjahren lagen die Werte, auf dem Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise, deutlich darüber: 2016 wurden im gesamten Jahr 995 Straftaten gegen Asylunterkünfte verzeichnet, 2015 waren es bundesweit 1.031.

Die rückläufigen Zahlen seien allerdings kein Grund zur Beruhigung, warnte die Linke-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke. „Noch immer gibt es fast jeden zweiten Tag solche schänd­lichen Angriffe“, sagte Jelpke. „Daran dürfen wir uns nicht ­gewöhnen.“ rea