Britisches Wahlergebnis Stimmenzuwachs bei Labour und den Konservativen. Ukip ist draußen. Theresa May will nun zusammen mit der nordirischen DUP die Mehrheit sichern
: Tories verlieren, obwohl sie gewinnen

Die Wähler strömten auch in die kleinste Hütte, wenn auch nicht in Telefonzellen: Rotherwick Hall bei London Foto: Adrian Dennis/afp

Aus London Dominic Johnson

Das Wahlergebnis: Keine Partei hat eine eigene Mehrheit im britischen Unterhaus. Die regierenden Konservativen von Theresa May rutschen von 330 auf 318 der 650 Mandate. Ein Sitz – Kensington & Chelsea in London, bisher konservativ – wird noch ausgezählt. Die Wahlbeteiligung war mit knapp 70 Prozent die höchste seit zwanzig Jahren, als Tony Blair Premierminister wurde.

Konservative: Die „Tories“ legten in Stimmen zu, von 36,5 auf knapp 44 Prozent. Aber sie büßten Sitze ein, weil Labour noch stärker zulegte. Die größten Zugewinne gab es in Schottland. Spektakulärster Sieg: Zac Goldsmith in Richmond, bei einer Brexit-Nachwahl 2016 von den Liberalen gestürzt.

Labour: Die Partei von Jeremy Corbyn stieg von 31 auf rund 40 Prozent und legte von zuletzt 229 auf 261 Sitze zu. Es ist das beste Labour-Ergebnis seit der Ära Blair. Die größten Zugewinne gab es in städtischen Wahlkreisen im Süden Englands, wo viele Jungwähler und Brexit-Gegner leben. Spektakulärster Sieg: Canterbury, seit 1918 konservativ.

Liberaldemokraten: Die Zentrumspartei, die ein zweites EU-Referendum forderte, blieb mit sieben Prozent auf dem schlechten Niveau der letzten Wahl, aber ihre Fraktion wächst auf 14 Sitze. Spektakulärster Verlust: Exparteichef Nick Clegg in Sheffield.

Grüne:Die linke Partei behielt ihren einzigen Wahlkreis im südenglischen Brighton.

Ukip: Die rechtspopulistischen EU-Gegner verloren mehr als zehn ihrer 12 Prozent – sowohl an die Konservativen als auch an Labour. Parteichef Paul Nuttall scheiterte deutlich im Wahlkreis Boston und erklärte seinen Rücktritt. Ukips einziger Parlamentssitz ist perdu.

Schottland: Die SNP-Nationalisten hatten vor zwei Jahren 56 der 59 schottischen Wahlkreise geholt. Jetzt sind es nur noch 35. Die Forderung nach einem neuen Unabhängigkeitsreferendum erwies sich als Rohrkrepierer. Spektakulärste SNP-Verluste: Exregierungschef Alex Salmond in Gordon, Fraktionsführer Angus Robertson in Moray. Die Konservativen holten 13 Sitze, Labour sieben und die Liberaldemokraten vier – vor zwei Jahren hatten sie nur je einen Sitz.

Wales: Labour hält 28 Sitze, die walisischen Nationalisten (Plaid Cymru) und die Konservativen je vier.

Nordirland: Die protestantische Democratic Unionist Party (DUP) und die katholische Sinn Féin (SF) konsolidieren ihren Status als jeweils größte Partei ihres Lagers. Die DUP bekommt 10 Sitze, SF sieben.

Wie geht es jetzt weiter? Theresa May kündigte am Freitag an, eine Minderheitsregierung mit Unterstützung der DUP zu bilden. Sie muss dann eine parlamentarische Mehrheit für eine Regierungserklärung erreichen oder den Auftrag zur Regierungsbildung zurückgeben.

Wer ist die DUP? Die größte Partei Nordirlands vertritt die protestantische, probritische Arbeiterklasse. Lange wurde sie vom Prediger Ian Paisley geleitet. Zuletzt haben DUP und Sinn Féin gemeinsam Nordirlands Regionalregierung gestellt.