Schulden neu vergoldet

BERLIN taz | Kredite werden wieder zur Geldanlage. Allein in den USA wurden im ersten Halbjahr 2009 Darlehen im Wert von über 730 Milliarden Euro zu Paketen geschnürt und an Investoren verkauft. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, werden Ende des Jahres rund 1,5 Billionen Euro neu in die Finanzprodukte investiert worden sein, die durch die Finanzkrise in Verruf geraten sind. Denn es waren unter anderem die leichtfertig vergebenen Hypothekenkredite, die weltweit als Geldanlage beliebt waren und mit dem Platzen der Immobilienblase in den USA zu Milliardenlöchern in den Bankenbilanzen geführt hatten.

Die Folge: Der Markt für Kreditverbriefungen brach um über 50 Prozent ein, in den USA wurden 2008 nur noch 930 Milliarden in diese Anlagen investiert. Das Misstrauen scheint aber zu schwinden, der Markt kommt wieder in Bewegung, auch in Deutschland. So bot die VW-Bank kürzlich Kredite im Wert von knapp 500 Millionen Euro an und traf auf reges Interesse bei den Investoren.

Doch den Banken geht diese Erholung zu langsam. Denn ohne die Verbriefungen müssen die Banken das Risiko für möglicherweise ausbleibende Rückzahlungen allein tragen und die Kredite mit mehr Eigenkapital unterlegen. Die Folge: Die Banken werden strenger auswählen, wem sie einen Kredit geben – und das im Jahr der größten Rezession der Nachkriegsgeschichte, in der viele Unternehmen ihr Erspartes aufgebraucht haben. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Schwierigkeiten bei der Kreditvergabe kann es sich eine Volkswirtschaft nicht leisten, auf ein so wichtiges Instrument wie die Verbriefung zu verzichten“, heißt es in dem von einer Arbeitsgruppe des Bankenverbandes erarbeiteten Konzept, das der taz vorliegt. Daran beteiligt waren unter anderem Mitarbeiter der Deutschen Bank, die IKB und die Bayerische Hypo- und Vereinsbank.

Die Banken schwebt als Lösung ein „Premiumsegment“ für Verbriefungen vor, in dem nur streng geprüfte Kredite unter hohen Transparenz- und Sicherheitsstandards gehandelt werden. Andererseits schlagen sie vor, dass der Staat solche Geschäfte zum Teil mit Bürgschaften in Höhe von 75 Milliarden Euro absichert. Das würde den Verbriefungsmarkt wieder ankurbeln, heißt es.

Die Sparkassen, die nach eigenen Angaben über 40 Prozent der deutschen Firmenkredite ausgeben, sehen das kritisch. Solche Bürgschaften dienten „vornehmlich der Renditesteigerung der beteiligten Banken“, erklärte DSGV-Vorstand Karl-Peter Schackmann-Fallis am Montag. step