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Die Nachkommen der Versklavten

Dreieckshandel Über Jahrhunderte kauften Europäer Schwarze auf den afrikanischen Sklavenmärkten und brachten sie in die Kolonien, um mit den Produkten der Sklavenplantagen zurückzukehren. Was bedeutet das für schwarze Menschen heute?

1866 beobachtete der Reisende David Livingstone, wie arabische Sklavenhändler schwarze Sklaven zur afrikanischen Ostküste verschleppen Foto: Wikimedia commons

Keine Europäer

betr.: „Koloniale Amnesie geht nicht“, taz.nord vom 10./11. 6. 17

Spannend ist das Bild zum Artikel, das zeigt, dass die Sklavenhändler, die Livingstone sah, offenbar keine Europäer waren. Sind die Männer arabisch gekleidete Schwarze?

 Mich hätte interessiert, was Frau Tafari-Ama mit der „vergessenen, gemeinsamen Identität“ meint. Mir ist neu, dass etwa Angolaner, Ugander und Gambier eine gemeinsame Identität hätten. RERO, taz.de

Alte Staaten

betr.: „Koloniale Amnesie geht nicht“, taz.nord vom 10./11. 6. 17

@rero Die afrikanischen Königreiche, die noch bis ins 19. Jahrhundert hinein existierten, betrieben teilweise selbst Sklavenhandel. So wurden Verbrecher als Sklaven verkauft, auch an die Weißen, die sie dann in ihrer Industrie und Landwirtschaft in Übersee arbeiten ließen und sie damit aus ihren afrikanischen Kulturräumen herausrissen.

 Die alten afrikanischen Staaten erstreckten sich über heutige Landesgrenzen hinweg. Ebenso spiegeln die heutigen Landesgrenzen nicht die alten Kulturräume Afrikas wider, beispielsweise den der Yoruba. So gibt es z. B. in Nigeria, Benin und Togo durchaus alte kulturelle Zusammenhänge. KDITD, taz.de

Auf Augenhöhe

betr.: „Koloniale Amnesie geht nicht“, taz.nord vom 10./11. 6. 17

@kditd Sklavenhandel war in aller Regel ein Handel auf Augenhöhe. Afrikanische Könige oder Händler verkauften Gefangene an Europäer. Die Gefangenen waren oft auch Kriegsgefangene, die eine weite Strecke bis zum Hafen zurücklegen mussten (zu Fuß). Tauschgut waren oft Waffen oder andere hochwertige Güter aus Europa.

 Aus Kolonialzeit und Sklavenhandel kann sicher eine gemeinsame Identität entstehen und die wäre auch wünschenswert. Die historischen Dimensionen sollten dabei aber im Rahmen bleiben. Von 200 Millionen Verschleppten zu sprechen ist eine riesige Übertreibung. Die Zahl ist sehr schwierig zu rekonstruieren. Aufgrund vorhandenener Unterlagen geht man für den transatlantischen Sklavenhandel von 10–13 Millionen Menschen aus. MARIUS, taz.de

Wenig realistisch

betr.: „Koloniale Amnesie geht nicht“, taz.nord vom 10./11. 6. 17

@Marius Eine gemeinsame Identität in der Zukunft könnte entstehen, der Artikel stellt diese Vision als wenig realistisch da. Frau Tafari-Ama scheint aber zu meinen, es habe eine solche bereits schon mal gegeben. Mir wäre die neu. Ich halte sie auch weltweit für ausgeschlossen, weil die Versklavung von Schwarzen durch Schwarze die Herausbildung der Sklaverei als identitätsstiftendes Merkmal verhindert. RERO, taz.de