OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Um die Alraune ranken sich seit dem Altertum fantastische Geschichten, weil die Wurzeln der giftigen Pflanze in ihren Verästelungen Ähnlichkeit mit einem kopflosen Körper aufweisen können. Über Jahrhunderte entstand allerlei zwischen Angst und Faszination angesiedelter Volksglaube, den sich auch Autor H. H. Ewers für seinen 1911 erschienenen Roman „Alraune“ zunutze machte, der zwischen 1918 und 1930 fünf Mal verfilmt wurde. 1952 entstand unter der Regie von Arthur Maria Rabenalt mit Hildegard Knef und Erich von Stroheim eine weitere Variation: In einem Experiment künstlich erschaffen, stürzt eine junge Frau mit Gefühlskälte alle Menschen in Verderben und Tod. Ein düster-romantisches Werk, von der exzellenten Fotografie des UFA-Veteranen Friedel Behn-Grund adäquat in Bilder umgesetzt (17. 6., 21 Uhr, Zeughauskino).

Viele der Filme, die Kurator James Lattimer für die Filmreihe „Durchlässige Grenzen – Neue Wege des mexikanischen Films“ ausgesucht hat, durchbrechen die traditionellen Schranken zwischen Dokumentar-, Experimental- und Essayfilm. So auch Pablo Chavarría Gutiérrez’ „Las Letras“ (2015): Ausgehend vom Fall eines mehrfachen Polizistenmordes in Chiapas, für den ein indigener Professor und Aktivist verantwortlich gemacht und verurteilt wurde, nähert sich der Film dem Sujet mit einer bewegten, suchenden Kamera, fragmentarischer Tanzperformance und Einblendungen von Briefen des Professors aus dem Gefängnis (OmEnglU, 21. 6., 20 Uhr, Arsenal 1).

Kein anderer Stummfilmkomiker hat in seinen Filmen das Theater und das Kino so häufig thematisiert wie Buster Keaton. Oft dient dabei ein Traum seinen Protagonisten als Flucht aus einer harschen Realität, in der sie unbedeutende Versager sind. Auch in dem Kurzfilm „The Frozen North“ (1922) erwacht Buster schließlich in einem Kino, nachdem man ihn zuvor auf der Leinwand als schießfreudigen „harten Mann“ in einer Parodie auf den damals populären Westernstar William S. Hart gesehen hat („The Frozen North“ und andere Keaton-Kurzfilme, 16. 6., 24 Uhr, Babylon Mitte).

Bereits seit Ende der 60er Jahre macht der kanadische Rockmusiker Neil Young mit der Band Crazy Horse ordentlich Krach. In der 1996 entstandenen Musik-Doku „Year of the Horse“ begegnet Regisseur Jim Jarmusch dem Druck der Musik mit der Rauheit des Filmmaterials: Auf Super 8 gefilmte Interviewsequenzen verbinden sich mit auf 16-mm-Material festgehaltenen Konzertaufnahmen, die insbesondere die enge Verbundenheit der Musiker zueinander dokumentieren (OmU, 16. 6., 19.30 Uhr, Arsenal 2).