THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Am 13. Juni wurde Volker Ludwig 80 Jahre alt, Gründer und ewiger Prinzipal des Grips Theaters. Das Theater ist ein revolutionäres Kind der Bewegung der 60er Jahre. Fort mit den verstaubten Weihnachtsmärchen, die unsere Kinder in verblödende Wolkenkuckucksheime locken wollten. Selber denken, statt illusionistisch eingelullt zu werden, lautete damals die Devise. Oder, wie es Ludwig einst für das Erkennungslied der Sesamstraße dichtete: „Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum / wer nicht fragt, bleibt dumm.“ Kinder, so die Denke damals, das war auch eine unterdrückte Klasse, die befreit werden musste. Und so waren dann die Stücke: alltags- und problembezogen, mit aufklärerischem Impetus. Selbstbewusste Kinder waren ihr Ideal. Zwischendurch gab es auch Stücke für Erwachsene. Das Musical „Linie 1“ etwa, das sich anhand der (im Uraufführungsjahr 1986 noch) Westberliner U-Bahn-Linie 1 mit der Sozialstruktur der Stadt und den politischen wie privaten Träumen der Menschen befasste. Es wurde ein Welterfolg. Das erste Stück für Erwachsene im Grips Theater war „Eine linke Geschichte“ gewesen, das im Jahr 1980 auf die damals gerade erst überwunden geglaubten Jahre der Studentenbewegung zurückblickte und ihren Kampf um die Modernisierung der alten, muffigen und vom verdrängten Nationalsozialismus geprägten Bundesrepublik. Am 17. Juni kommt aus Anlass des Geburtstags von Volker Ludwig und überhaupt eine neue Version heraus, in der sich die revolutionären Helden von einst in der Gegenwart wiedertreffen. War das was? Und vor allem: Was bleibt und wird? (Grips Theater: „Eine linke Geschichte“, ab 17. 6., 18 Uhr.)

Dann findet noch bis zum 18. Juni das 2. Performing Arts Festival statt, die große Leistungsschau der Freien Szene der Stadt. An zahlreichen Spielstätten und Veranstaltungsorten über die ganze Stadt verteilt präsentiert das Festival die Arbeiten und künstlerischen Positionen (von Sprech-, Tanz und Objekttheater bis Performance) und zwar von morgens (wo es mit Kinder- und Jugendtheater beginnt) bis Mitternacht: Initiiert von Ballhaus Ost, HAU Hebbel am Ufer, Sophiensælen und Theaterdiscounter und veranstaltet vom Landesverband freie darstellende Künste (LAFT) Berlin. Mit dabei sind unter anderem Rimini Protokoll, andcompany&Co, Prinzip Gonzo oder das Theater O.N. Es gibt Leseperformances, u. a. von Thomas Melle und Maren Kames. Gesprächsrunden und Vernetzungsmöglichkeiten gibt es sowieso. Das Festivalzentrum befindet sich in der Alten Münze in Mitte, Molkenmarkt 2 (Performing Arts Festival: 13.–18. 6, alle Infos: www.performingarts-festival.de).