OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Die wichtigste Rolle in der Filmproduktion des seit 1940 von den Deutschen besetzten Frankreichs spielte die Firma Continental, die bis zur Befreiung 1944 dreißig Spielfilme herstellte. Sie agierte wie ein französisches Unternehmen, doch das Geld kam aus Deutschland: aus dem Propagandaministerium von Joseph Goebbels, auf dessen Geheiß Continental harmlose Unterhaltung für die Franzosen produzieren sollte. Nur, dass dieser Plan nicht völlig aufging. Denn der deutsche Produktionschef Alfred Greven hatte künstlerische Ambitionen. So entstand 1943 der umstrittenste Film jener Epoche. In „Le corbeau“ erzählt Regisseur Henri-Georges Clouzot über eine Kleinstadt, die durch eine ganze Serie von anonymen Beschuldigungen in Aufruhr versetzt wird: ein tiefschwarzes, pessimistisches Drama ohne Sympathieträger. Denn hier ist keiner unschuldig – vom Schulmädchen bis zu den Honoratioren der Stadt. Eine solche Sichtweise gefiel seinerzeit niemandem, der Film wurde als vermeintliche Beleidigung Frankreichs sowohl von der katholischen Kirche als auch vom patriotischen Widerstand massiv angefeindet (O. m. engl. U., 14. 6., 20 Uhr, Zeughauskino).

Die Figur des „Petit Nicolas“ ist ein Klassiker der französischen Comic-Literatur: 1959 von Jean-Jacques Sempé (Illustrationen) und „Asterix“-Erfinder René Goscinny (Text) für die Wochenzeitschrift Le Moustique entwickelt, liegt der Reiz der Geschichten um einen Grundschüler und seine Freunde zum einen in dem konsequent kindlichen Blick auf die unverständliche Welt der Erwachsenen und zum anderen in dem ganz unverhohlen nostalgischen Blick auf eine ganz und gar heile Kindheit. Die Realverfilmung „Der kleine Nick“ (2009) des französischen Regisseurs Laurent Tirard vermag diese Aspekte mit großem Charme wiederzugeben: In einem pittoresken 60er-Jahre-Setting leiten die Kinder liebenswert absurde Gegenmaßnahmen ein, als Nick befürchtet, dass ihm ein potenzielles Geschwister die Gunst seiner Eltern streitig machen könnte (10. u. 11. 6., 15 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Ein Klassiker des Surrealismus: „Belle de Jour“ (1966) war der größte kommerzielle Erfolg von Luis Buñuel, der ganz realistisch einschätzte, dass dies wohl vor allem mit den in der Handlung vorkommenden Prostituierten zu tun gehabt hätte. Einmal mehr geht es um die Dekadenz und den Zynismus der großbürgerlichen Gesellschaft: Wirklichkeit, Traum und Fantasie durchdringen sich in einer Geschichte um vom Marquis de Sade inspirierte erotische Fantasien (10. u. 11. 6., 13 Uhr, Filmrauschpalast)