Auf der Suche nach Rad-Platz

schneller Hamburgs erste Fahrrad-Autobahn soll im Bezirk Nord entstehen. Wo genau, soll nun eine Machbarkeitsstudie ermitteln. Der Baubeginn könnte 2020 sein

Vorbild Göttingen: Tausende nutzen jeden Tag den Radschnellweg vom Bahnhof zur Uni Foto: Swen Pförtner/dpa

von Sven-Michael Veit

Es müsse jetzt gelingen, „rasch ein attraktives Angebot für pendelnde RadfahrerInnen in Hamburgs Norden zu machen“, sagte Michael Werner-Boelz, Fraktionschef der Grünen in der Bezirksversammlung Nord. Deshalb sollen mehrere Varianten für den Bau eines Radschnellwegs zwischen Hamburg-Ohlsdorf und Norderstedt in einer Machbarkeitsstudie untersucht werden. Damit wäre diese Route die erste der Stadt, die ganz konkret auf Realisierung einer Fahrrad-Autobahn untersucht wird.

Noch in dieser Legislaturperiode, also bis zum Herbst 2019, solle die Trasse feststehen, „damit wir Planungsreife haben und mit dem Bau beginnen können“, so Werner-Boelz. Die Studie wird von der Metropolregion Hamburg in Auftrag gegeben und 150.000 Euro stehen dafür nach Auskunft der Wirtschafts- und Verkehrsbehörde bis zum Ende der Legislatur jedes Jahr zur Verfügung.

Grundlage ist eine „Poten­zialanalyse für Radschnellwege“, welche das Institut für Verkehrsplanung an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) bereits im Auftrag der Metropolregion erstellt hat. In dieser Studie, die im Februar veröffentlicht worden war, waren 33 mögliche „Korridore“ mit einer Streckenlänge von insgesamt 743 Kilometern untersucht worden. Analysiert wurde, wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Arbeitsplätze oder Kultureinrichtungen mit dem Rad schnell, sicher und komfortabel zu erreichen wären.

Im Ergebnis weist diese Untersuchung 19 Trassen in Hamburg sowie 14 Trassen im Umland mit Längen zwischen jeweils 6,4 und 52,6 Kilometern aus. Darunter sind innerstädtische Verbindungen von der Innenstadt nach Harburg oder Bergedorf ebenso wie Routen nach Buxtehude, Stade, Wedel, Ahrensburg, Reinbek oder Norderstedt. Letztere, ab Ohlsdorf 16,8 Kilometer lang und über 51 weitere Kilometer bis nach Neumünster verlängerbar, soll die erste sein, die umgesetzt wird.

Radschnellwege gibt es bislang vor allem in den Niederlanden, Dänemark und Schweden.

Zielgruppe ist in erster Linie der urbane Pendler, der für eine Stunde zügiges Radeln zur Arbeit auf das Auto verzichtet.

Bis zu 50 Kilometer lang und vier bis fünf Meter breit sind diese Radschnellwege, so sind Gegenverkehr, Überholen und hohes Tempo möglich.

Straßen und Gehwege queren sie auf eigenen Brücken oder in Tunneln, so gibt es keine Kreuzungen. Zudem haben sie eigene Auf- und Abfahrten.

„Perspektivisch sollen aus allen vier Himmelsrichtungen Radschnellwege nach Hamburg führen und dort in das Veloroutennetz übergehen“, sagte die Radverkehrskoordinatorin der Verkehrsbehörde, Kirsten Pfaue, bei der Präsentation der TUHH-Studie. Besonders im Fokus habe sie dabei wegen der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße einen Radschnellweg zwischen Innenstadt, Wilhelmsburg und Harburg.

Wesentliches Problem ist, dass in der dicht bebauten Innenstadt kaum eine kreuzungsfreie Trasse für schnelles Radfahren zu verwirklichen ist. Hier bleibt es bei den Planungen für ein Veloroutennetz mit 14 Strecken. In der äußeren Stadt hingegen sind autarke Streckenführungen denkbar, eben die sollen nun untersucht werden.

Für den ersten Radschnellweg ab Ohlsdorf nach Norden käme eine stillgelegte Güterbahntrasse in Frage. Start und Ziel wären unproblematisch, sagte Martin Bill, Verkehrsexperte der Grünen in der Bürgerschaft. Die Trasse verlaufe aber auf einem fünf Meter hohen Damm, der Bau von Ab- und Auffahrten unterwegs sei anspruchsvoll. „Dafür brauchen wir eine detaillierte Machbarkeitsstudie und genaue Planungen.“ Er hofft, dass die Bürgerschaft noch vor der nächsten Wahl grünes Licht geben und der Bau 2020 beginnen kann.