Vielfalt im kleinen Rahmen

LITERATUR Das interdisziplinäre Literaturfestival „anderseits.“ fragt nach Möglichkeiten und Tendenzen der Gegenwartsliteratur

Spielt das Buch zukünftig keine Rolle mehr? Oder ist es aufgrund des haptischen Erlebnisses beim Lesen als Nische weiterhin denkbar? Über welche anderen Wege lassen sich Texte vermitteln? Das Literaturfestival „anderseits.“ stößt Fragen rund um die Kommunikation und Rezeption von Texten an. Ist Text denn überhaupt nur das, was geschrieben oder gesprochen wird? Gibt es nicht auch nonverbale Formen von Text?

Das Programm gibt erste Hinweise: Sprache, Schauspiel, Gesang, Bild und Form – Texte sind vielseitig und omnipräsent, und ebenso die Möglichkeiten, sich ihnen zu nähern. Mit mehreren Autorenlesungen, unter anderem von Andreas Stichmann, Michael Weins (Foto) und Xóchil A. Schütz, zwei Konzerten und einer Ausstellung über Buchillustrationen bildet das Festival einen Teil dieser medialen Vermittlungsvielfalt ab. Ein „interdisziplinäres Literaturfestival“ nennen das die Veranstalter.

Natürlich geht es auch um inhaltliche Entwicklungen der Gegenwartsliteratur. Welche Themen beschäftigen den Nachwuchs? Wie gehen sie mit Sprache um? Einer der Nachwuchsliteraten ist Meter Mütze, der am Sonntagnachmittag aus seinem unveröffentlichten Manuskript liest. Mit drei Jahren kam er zur Welt, seinen Lebensherbst verbringt er auf Tourette de Mar. Er erzählt aus Hamburg und New York, von Kürbissuppen und Internetcommunities. Klingt skurril? „Skurril und ungewöhnlich“, sagt Mütze. „Teilweise politisch und auch ein bisschen ekelhaft.“ Doch er liest nicht nur, er macht auch Musik, improvisiert, hält eine Business-Präsentation. „Ich will da nicht nur mit dem Wasserglas sitzen. Ich will als Autor raus aus der Komfortzone.“

Was von dieser und anderen unkonventionellen Autorenlesungen zum Thema „Innere Räume“ zu erwarten ist? Vermutlich noch mehr offene Fragen. Weniger Verwirrung verspricht das Rahmenprogramm: unabhängige Verlage aus dem Norden stellen sich und ihre Bücher vor. Die Verlagsschau soll auch ein Treffpunkt für junge Autoren und Verleger sein – um Ideen und Konzepte „jenseits etablierter Verlagsstrukturen“ zu fördern, sagen die Veranstalter. Vor allem die „intime Atmosphäre und der Rahmen für Austausch“ mache das „anderseits.“ so anders als die anderen.  LIKS

■ Fr, 16. 11. bis So, 18. 11., Kulturhaus III&70, Schulterblatt 73