kurzkritik Christiansen ist keine Antwort

Dieser Walter van Rossum ist unbestritten ein heller Kopf. Und dann hat er sich auch noch eines Themas angenommen, das Abertausende beschäftigt: „Meine Sonntage mit Sabine Christiansen“, hat der Journalist – und gelernte Romanist – das Buch genannt, mit dem er herausfinden wollte, warum diese Sendung von so vielen verabscheut wird. In der Schwankhalle hatte sich nur eine kleine Gruppe eingefunden, um die Ergebnisse zu hören, aber die hatte van Rossum mit Scherzen wie „Stoiber, die keifende Büroklammer“ schnell auf seiner Seite.

Was er dann zu sagen hatte, war zwar weiter so schön formuliert, dass die Zuhörer einfach da saßen und sich freuten, dass jemand über „die unglaubliche Grazie, mit der die osteuropäischen Staaten implodiert sind“ sprach. Und es war hoch interessant: Mit einer genauen Analyse dessen, was bei Christiansen gesagt und nicht gesagt wird, zeigte van Rossum, wie Scheinlösungen angeboten werden – zum Beispiel das Mantra Wirtschaftswachstum. Darüber werde die Art des eigentlichen Problems, strukturelle Arbeitslosigkeit, unter den Tisch gekehrt. Und das nicht nur bei Christiansen. Fazit: Romanisten werden unterschätzt, und das Buch sollte man dringend lesen. Friederike Gräff