Der Luftwaffenstützpunkt des Westens

Hintergrund Incirlik dient seit jeher als Stützpunkt westlicher Militärs. Was wollen die Deutschen dort?

Türkisches Hoheitsgebiet, türkische Regeln. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik hat die türkische Regierung das letzte Wort. Genutzt wird er aber seit jeher vor allem von westlichen Militärs. Eine Kurzeinführung:

Incirlik und die Amerikaner

Es war vor allem das US-Militär, das Anfang der 50er Jahre an der Seite der Türkei den Militärstützpunkt baute – drei Kilometer Landebahn. Seither sind die USA auch der größte Nutzer der Militärbasis. Im Kalten Krieg diente sie als Basis für Spionageflüge über sowjetisches Hoheitsgebiet, in den 90er Jahren als wichtiger Stützpunkt im US-Golfkrieg, später auch als Umschlagplatz für die berüchtigten Gefangenenflüge der CIA, bei denen Staatsfeinde der USA verschleppt und in Geheimgefängnissen gefoltert wurden.

Incirlik und die Nato

Auch für die Nato wurde Incirlik – 12 Kilometer von der türkischen Stadt Adana und rund 100 Kilometer zur syrischen Grenze entfernt – immer wichtiger. Nach den Terrorangriffen vom 11. September 2001 wuchs die Bedeutung des Stützpunkts für den Westen noch weiter. Nun sollte hier die „integrierte Luftverteidigung der Nato“ gestärkt werden. Internationale Einsätze des westlichen Militärbündnisses, zu dem auch die Türkei zählt, vermehrten sich. So kamen auch deutsche Soldaten auf den Stützpunkt.

Incirlik und die Deutschen

2013 wurden Bundeswehrsoldaten auf Wunsch der türkischen Regierung nach Incirlik verlegt. Angesichts der Lage in Syrien hatte die Türkei um Unterstützung gebeten. Die USA, die Niederlande und Deutschland stellten Luftabwehrraketen zur Verfügung – ein defensiv ausgerichteter Einsatz.

Heute ist das deutsche Mandat weiter gefasst. Anfang 2016 begann die Luftwaffe in Incirlik nach einem Beschluss des Bundestags, Luftangriffe der internationalen Allianz im Kampf gegen Terrormilizen des sogenannten IS zu unterstützen. Dazu bringt die Bundeswehr heute sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge sowie ein Tankflugzeug ein. Über 900 Aufklärungsflüge haben seit 2016 stattgefunden. Rund 260 deutsche Soldaten sind in Incirlik stationiert. Diese müssten nun umziehen – das könnte den Einsatz für rund zwei Monate unter­brechen. Martin Kaul