Kita-Leitungen weigern sich

PLATZNot Dem Senatsplan, den Mangel an Kita-Plätzen durch die Erhöhung der Gruppenstärke auf 21 Kinder in den Griff zu bekommen, verweigern die LeiterInnen die Gefolgschaft: Wie zuletzt 1989 hat sich die Personalversammlung einstimmig dagegen ausgesprochen

Die LeiterInnen der städtischen Kindergärten widersetzen sich dem Plan des Senats, die Kindergartengruppen von 20 auf 21 Kinder aufzustocken. „Aufgrund der prekären Lage in den Einrichtungen werden wir uns weigern, den Beschlüssen des Senats zu folgen“, heißt es in einem gestern einstimmig gefällten Beschluss einer Personalversammlung von Kita-Leitungen. 56 von 70 Häusern waren auf diesem Treffen vertreten.

Senat schiebt Verantwortung ab

„Das Problem von fehlenden Kitaplätzen haben nicht wir zu verantworten“, heißt es in dem Schreiben. Damit begegnen die LeiterInnen dem Vorwurf, sie würden mit ihrer Weigerung riskieren, dass wie im letzten Jahr Hunderte von Eltern keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder bekommen werden.

„Es ärgert mich, wenn ein Bürgermeister sagt: ‚Wir wollen nicht, dass ein Kind draußen bleiben muss – Sie etwa?‘“ sagte die Leiterin einer Kindertagesstätte in der Vahr gestern der taz. Eine Kollegin aus Gröpelingen listet auf, was sie in den vergangenen Jahren alles mitgetragen hat, nur damit alle Kinder versorgt werden, etwa die Aufnahme von Kleinkindern in die Gruppen der Drei- bis Sechsjährigen. „Wir bemühen uns um Qualität und jedem Kind gerecht zu werden und dafür bekommen wir die Gruppen vollgestopft.“ Beide Leiterinnen verweisen darauf, dass die ErzieherInnen „am Limit“ seien, viele wegen Krankheit ausfielen, Stellen nicht besetzt werden könnten, weil der Fachkräftemangel so groß ist.

Historisches Vorbild Scherf

Zuletzt hatte sich die Kita-LeiterInnen 1989 geschlossen gegen den Plan einer Landesregierung gestellt. Damals wollte Henning Scherf (SPD) als Sozialsenator 21 Kinder pro Gruppe.

Welche Kindergärten im August mit größeren Gruppe starten müssen, ist offen. Annette Kemp, Sprecherin der Bildungsbehörde, sagte gestern, dass sich Angebot und Nachfrage in diesem Jahr die Waage hielten. Allerdings nur auf die ganze Stadt bezogen und nur, wenn alle Um- und Ausbauvorhaben bis dahin umgesetzt seien. „Wir stehen beim Ausbau der Kitaplätze weiterhin auf dem Gaspedal.“

Vor einer Woche hatte die Landesregierung die Gruppenvergrößerung beschlossen, um 600 zusätzliche Plätze zu schaffen. Einen anderen Weg gebe es nicht, „um dringend benötigte Plätze bereitstellen zu können“, so Billdungssenatorin Claudia Bogedan (SPD). Eiken Bruhn