Trunkenbolde feiern

Torfrock-Jubiläum

Auf ihrer Internetseite wirbt die Band mit fetter roter Schrift für eine „aktuelle DVD“: 30 Jahre Torfrock. Das aber ist lockere zehn Jahre her. Am nächsten Donnerstag feiert die Band im Zwick auf St. Pauli schon 40-jähriges Jubiläum. Aber die DVD-Werbung zeigt: Bei der norddeutschen Band Torfrock, die Klaus Büchner und Raymond Voß 1977 gegründet haben, läuft die Zeit etwas anders.

Ein komplettes Album mit neuen Songs ist Jahre her, doch die Fans strömen trotzdem zu den Konzerten, oft zwei oder drei Generationen gleichzeitig. Bei Torfrock tanzen junge Frauen mit Dreadlocks neben Hobby-Rockern in Lederkutten. An der Bier-Bar stehen junge Familienväter mit beleuchteten und behörnten Helmen auf dem Kopf, und am Eingang gibt es ein Kuddelmuddel, weil ein älterer Herr in Freizeitkleidung davon überrascht ist, dass er sein Schweizer Taschenmesser nicht mit zum Konzert nehmen darf.

Die Leute, die man auf Torf­rockkonzerten trifft, haben manchmal wenig gemeinsam, außer vielleicht, dass sie jeden der mitunter recht trashig zusammengereimten Texte mitschmettern können. Da wird schon mal „Schokolade auf Languste“ gesungen, um daran „ohne Rücksicht auf Verluste“ anzuschließen. Für die Stimmung ist das egal. Einmal gehört, geht „Wir saufen den Met, bis keiner mehr steht“ tagelang nicht mehr aus dem Kopf.

Genauso wenig wie die recht quengelige Stimme von Frontsänger Klaus Büchner. Aber eben die hat der Band mit dem Soundtrack „Beinhart“ zu den Werner-Comics von Brösel den Durchbruch verschafft. Angefangen haben die Musiker damit, bekannte Rocksongs auf Plattdeutsch zu interpretieren. Bald kamen aber auch eigene, meist ziemlich witzige Lieder dazu – und die bleiben selbst nach einigen Gläsern Glühwein im Gehirn hängen. rea