NRW Nach Rücktritt von Hannelore Kraft
: Groschek wird neuer SPD-Chef

DÜSSELDORF taz | In Nordrhein-Westfalen soll ein erfahrener Wahlkampfmanager SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz im Rennen halten: Neuer Landesvorsitzender der Genossen wird der aus Oberhausen stammende bisherige Verkehrsminister Michael Groschek. Das haben Präsidium und Vorstand der NRW-SPD bei Sitzungen am Freitagnachmittag einstimmig beschlossen.

Der 60-jährige Groschek wird Nachfolger der abgewählten Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die noch am Wahlabend ihren Rücktritt als Landesvorsitzende erklärt hatte. Er werde künftig „noch enger mit Martin Schulz zusammenarbeiten, damit die Bundestagswahl ein Erfolg wird“, sagte Groschek vor Journalisten: Wichtig sei, dass sich die SPD nach dem Wahldesaster „nicht als Trauerkloß ins Schneckenhaus zurückzieht“.

Groschek, der in der Partei nur Mike genannt wird, ist ein Urgestein der NRW-Sozialdemokraten. Mehr als elf Jahre arbeitete er als Generalsekretär, organisierte 2010 und 2012 die Wahlsiege Krafts. Er ist Sohn eines Konditormeisters und einer Hausfrau und unüberhörbar ein typischer Vertreter der industriefreundlichen Ruhrgebiets-SPD. 2012 machte ihn Hannelore Kraft zum Verkehrsminister im Stauland Nummer 1, wo sich die Autobahnen werktags immer wieder in Parkplätze verwandeln. Tatsächlich gelang es dem auch in der Bundeshauptstadt gut vernetzten Groschek, im Rahmen des bis 2030 geltenden Bundesverkehrswegeplans knapp 14 zusätzliche Milliarden Euro für NRW beim aus Bayern stammenden CSU-Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt loszueisen „Schubkarrenweise“ sei „das Geld in Richtung Nordrhein-Westfalen unterwegs“, tönte der Minister daraufhin im WDR.

Gleichzeitig versuchte Groschek die SPD auf Kosten des kleineren grünen Koalitionspartners zu profilieren: Der Oberhausener warnte vor einer „durchgrünten Gesellschaft“, in der „Egoisten im Mantel einer Bürgerinitiative“ versuchten, wichtige Projekte wie den Neubau der völlig maroden Leverkusener Autobahn-Rheinbrücke zu torpedieren. Die Brücke gilt als wichtigste Rheinquerung Deutschlands – allerdings muss für ihren Neubau eine Giftmülldeponie des Leverkusener Bayer-Konzerns angebohrt werden. Andreas Wyputta