Die grüne Rabattkarte

Nach Abschaffung der Ökosteuer hat die Balearen-Regierung eine Umweltkarte, die Tarjeta Verde, eingeführt. Doch Touristen und die Partner vor Ort tun sich schwer damit

Drei Jahre nach dem Ökosteuer-Desaster und einem Regierungswechsel startete das balearische Tourismusministerium im April einen neuen Anlauf. Wie die viel geschmähte Ecotasa soll auch die scheckkartengroße „Tarjeta Verde“ bei Urlaubern dringend benötigte Gelder für geplante Umweltschutzmaßnahmen locker machen. Im Gegensatz zur längst wieder abgeschafften Ökosteuer, gegen die sich vor allem die Hoteliers vor Ort stellten, ist der Erwerb der grünen Rabattkarte aber freiwillig.

Wie es sich für Europas Urlaubsinsel Nummer eins gehört, wurde bei der Einführung der Karte ordentlich geklotzt. Auf der Tourismusmesse Fitur in Madrid hielt sie werbewirksam Hollywoodmime Michael Douglas in die Kameras, und auch auf der Berliner Tourismusbörse ITB drehte sich in der Balearenhalle alles um Topgast Claudia Schiffer und ihre Rabattkarte. Pflichtbewusst verkündete der konservative balearische Ministerpräsident Jaume Matas, dass die Karte „unsere feste Verpflichtung für den Umweltschutz symbolisiert“. Schließlich sollen die Erlöse dem Erhalt der Naturräume zugute kommen.

Der Urlauber zahlt 10 Euro für die Umweltkarte und erhält dafür Preisvergünstigungen: Staatliche Museen gewähren einen Rabatt von 20 Prozent, bei geführten Rundgängen durch Palma gibt es gar einen Abschlag von 50 Prozent, auf vereinzelten Golfplätzen kann man 10 Prozent sparen, und Leihfahrräder auf Ibiza gibt es 15 Prozent billiger. Die Liste der Vergünstigungen ist lang und kann im Internet (www.targetaverda.com) nachgelesen werden.

Mit den Einnahmen der Karte will die Landesregierung Projekte ihrer eigens dafür gegründeten Umweltschutz-Stiftung „Nachhaltige Entwicklung“ finanzieren. So plant sie zum Beispiel im Feuchtgebiet und Regionalpark S’Albufera im Norden Mallorcas einen Beobachtungsstand für Vogelfreunde und ein Informationszentrum. Ähnliches sollen die unter Schutz gestellten Salinen auf Ibiza bekommen.

In der Praxis lässt die Umsetzung der hehren Idee aber auch ein halbes Jahr nach Einführung der Karte Wünsche offen. Das fängt schon beim Erwerb an. Eigentlich sollte die Karte problemlos in Hotels und Reisebüros, bei Autovermietern und inselweiten Partnerbüros erhältlich sein. Nicht nachvollziehbar ist, warum die zahlreichen Touristeninfobüros die grüne Karte nicht ausgeben. Die Fluggesellschaft Air Berlin, Marktführer bei Mallorca-Flügen, verkauft die Karte lediglich im Flieger. Konkurrent Hapag-Lloyd-Express will nichts von der Umweltkarte wissen, weder am Himmel noch am Boden. Im Stadtbüro von Neckermann-Reisen in Palma erhält man immerhin den Tipp, es in den Geschäften der Supermarktkette „SYP“ zu probieren. Fazit: Wer sich nicht beirren lässt, hat gute Chancen, an die Karte zu kommen.

Einmal im Besitz des begehrten Stücks, geht der Ärger mitunter weiter. Nicht alle aufgeführten Partner gewähren auch tatsächlich den Rabatt oder nicht in versprochener Höhe. Auch so mancher Busfahrer in Palma winkt ab, weil er verständlicherweise nicht überprüfen kann, ob die Rabattkarte vor ihm auch tatsächlich aktiviert ist. Bleibt also das Gefühl, dass das Projekt „Tarjeta Verde“ zwar gut gemeint, aber nicht sonderlich effektiv ist.

REINHARD ADEL

www.balears-sostenible.com