Portrait Pierre-Emerick Aubameyang
:

Scheidende Freunde? Foto: dpa

Die Sportskanone

Sprachbegabt ist er ja. Glaubt man Wikipedia, so spricht Pierre-­Emerick Aubameyang nicht weniger als fünf Sprachen. Vatersprache Französisch, Muttersprache Spanisch, dazu Italienisch, Englisch und … Deutsch. Mit deutschsprachigen Interviews tut er sich dennoch schwer. Was zu Aussagen führen kann wie der, dass man das mit dem Wechsel oder dem Verbleib beim BVB „im Laufe der Woche sehen“ wird. Dabei ist nächsten Samstag noch ein Spiel, ein nicht ganz unwichtiges dazu: das Pokalfinale.

Aber die ordinäre Bundesliga-Saison ist vorbei. Und „Auba“ hat es geschafft, im letzten Spiel gegen Werder noch an Vorgänger und Konkurrent Robert Lewandowski vorbeizuziehen – und sich mit insgesamt 31 Treffern die Kanone des Torschützenkönigs zu sichern. Dazu brauchte er den entscheidenden Elfmeter kurz vor Schluss (den ihm Buddy Marco Reus freundschaftlich überließ) und ein athletisch wie ästhetisch wertvolles Tor in der ersten Halbzeit zum zwischenzeitlichen 2:1. Lewandowski hingegen ging gegen den SC Freiburg leer aus.

31 Treffer! Das ist nicht von schlechten Eltern. Den Borussen-Rekord hat er damit eingestellt; Lothar Emmerich erzielte in der Saison 1965/66 (Meister wurde TSV München 1860) ebenfalls 31 Buden. Und abgesehen von „Lewa“ – der Bayern-Stürmer erzielte in den letzten beiden Spielrunden jeweils 30 Treffer, diesmal reichte das eben nicht für die Kanone – ist Aubameyang der erste Schütze seit Dieter Müller 1977, der mehr als 30 Tore in einer Saison erzielt hat (Müller erzielte damals 34 Tore; den Rekord hält natürlich Gerd Müller mit 40 aus der Saison 1971/72). Da kann man schon von einem denkbaren Trend reden. Besonders, wenn man sieht, dass noch vor zwei Jahren ganze 19 Tore für die Kanone reichten (Alexander Meier, Eintracht Frankfurt).

Es gilt also, die Wiedergeburt der richtigen Neun anzuzeigen. Die Zeit der falschen Neun der Guardiola-Schule ist zumindest hierzulande vorbei. Und gezeugt wurde sie in der Dortmunder Schule. Wobei Aubameyang der vollendetere, vielseitigere Stürmer ist als sein zu den Münchnern gewechselter Vorgänger Lewandowski. Auba ist flink, antrittschnell, weicht gern auf die Flügel aus, ist technisch überragend. Er ist mehr als ein guter Verwerter und klassischer Zielspieler.

2017 Aubameyang 31

2016 Lewandowski 30

2015 Alexander Meier 19

2014 Lewandowski 20

2013 Kießling 25

2012 Huntelaar 29

2011 Mario Gómez 28

Mit Reus und Trainer Tuchel versteht er sich darüber hinaus prächtig – rein menschlich hat er in Dortmund das passende Umfeld gefunden. Ob ihm das auch in Zukunft reicht, wird die nächste Woche zeigen. Oder halt die übernächste. René Hamann