Kommission will Glyphosat-Zulassung verlängern

AGRAR Der Verbraucherschutz-Kommissar will das Ackergift für weitere zehn Jahre erlauben

Giftige Dusche Foto: picture alliance

BERLIN taz | Die EU-Kommission will die Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat offenbar um zehn Jahre verlängern. Das berichtet die Agrarzeitung in ihrer Onlineausgabe. Demnach bleibt der zuständige Verbraucherschutzkommissar Vytenis Andriukaitis mit seinem Vorschlag unter der zulässigen Höchstdauer von 15 Jahren.

Dies war nach einer entsprechenden Vorentscheidung der europäischen Chemikalienagentur Echa im März erwartet worden. Sie hatte das Ackergift als nicht krebserregend eingestuft und damit einer Einschätzung der internationalen Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation widersprochen.

Über das weltweit am häufigsten eingesetzte Ackergift gibt es seit Langem Streit. Weil sich die Institutionen der EU nicht einigen konnten, verlängerte die Kommission die Zulassung vorläufig bis Ende 2017. Auch die Bundesregierung ist uneins über das Mittel. Während das CSU-geführte Agrarministerium keine Bedenken hat, Glyphosat weiterhin einzusetzen, ist das SPD-geführte Umweltministerium skeptisch. Ministerin Barbara Hendricks sieht Risiken für die biologische Vielfalt und pocht auf strenge Vorgaben. Der Vorschlag der Kommission muss nun vom Rat bestätigt werden; ist der uneinig, kann sie allein bestimmen.

Der Grüne Bundestagsabgeordnete Harald Ebner fordert die Bundesregierung auf, den Vorschlag der Kommission im Rat abzulehnen: „Gemeinsam können die EU-Staaten Glyphosat noch stoppen. Diese Chance muss sie nutzen.“

Eine europäische Bürgerini­tiative sammelt derzeit Unterschriften gegen eine Verlängerung von Glyphosat. Unterzeichnen über eine Million EU-Bürger aus mindestens sieben Mitgliedsländern die Petition, muss sich die Kommission erneut mit dem Thema befassen. Bislang haben rund 740.00 Menschen unterschrieben.

Heike Holdinghausen