Press-Schlag
: Hiebe mit dem Vorschlaghammer

FAKT Moppels Gurkentor und die Zertrümmerer von der Isar: Beobachtungen zum Spieltag

Wie der Hamburger Sport-Verein tickt, konnte man am Samstagnachmittag gegen 17.15 Uhr ganz gut sehen. Da wuchtete sich ein HSV-Stürmer, der wegen seiner strukturellen Beleibtheit den leckeren Beinamen „Lasagne“ trägt, aus dem Strafraum und rannte, so gut er eben konnte, auf den Fanblock zu. Man konnte den Eindruck gewinnen, dieser Sturmmoppel namens Pierre-Michel Lasogga habe gerade das Tor des Jahrzehnts geschossen. Aber es war nur das 1:1 gegen Schalke und ein ziemlich hereingegurk­tes Tor, das den Hamburgern so etwas wie Hoffnung im Kampf gegen den Abstieg gibt.

Man schrieb die 90. Minute. Ein kühl kalkulierender Profi wäre nicht quer über den Platz gejoggt und hätte wertvolle Sekunden verschwendet, er wäre mit dem Ball zum Anstoßpunkt gehirscht, um mit seinem Team noch den Siegtreffer zu erzielen in der Nachspielzeit. Der Hamburger SV war offensichtlich mit einem Punkt rundum zufrieden, was auch eine Form von Perspektivlosigkeit ist.

Einem Bayern-Profi wäre so ein Fehler niemals unterlaufen. Bei denen ist klar: Solange sie zurückliegen oder es Unentschieden steht, wird entweder gar nicht gejubelt oder nur verhalten. Kaum ist der Score an der Anzeigetafel umgesprungen, liegt die Pille schon wieder im Mittelkreis, und die Bayern-Spieler können es kaum erwarten, die Hackordnung auf dem Platz wiederherzustellen. Bei RB Leipzig sah es fast schon so aus, als verletzten sie den Hegemon an der Achillesferse. In einer Szene führten sie die Münchner Bayern sogar an der Nase herum; sie übertrieben das Kurzpassspiel ostentativ. Und vielleicht war es genau dieser Moment, in dem die Hybris und Unbedarftheit des Emporkömmlings ein Amalgam bildete, das die Bayern in den Schlussminuten der Partie zertrümmerten. Mit Vorschlaghämmern hauten sie darauf ein. Stand es eben noch 4:2 zwischen den Leipzigern, die auf Perspektivspieler setzten, und den Bayern, die ihre Prätorianer vorschickten, so drehte der Meister die Partie auf eine Weise, die Uli Hoeneß gefreut haben dürfte.

Der Präsident der Bayern saß auf der Tribüne eine Reihe hinter dem Leipziger Vorstandsvorsitzenden Oliver Mintzlaff. Der alerte RB-Funktionär hatte den Patriarchen aus München quasi im Rücken. Es spricht für das Selbstbewusstsein des Newcomers, dass er die Sitzordnung genau so festlegte. Wäre es nicht schöner gewesen, den Sprücheklopfer im Blick zu haben, ihn von oben herab zu mustern? Haben sie offenbar nicht nötig. Markus Völker