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Autonom über die Ampel

Versuch Die Straße des 17. Juni wird für ein Projekt der TU zur Teststrecke für automatisiertes Fahren

Wenn Sie irgendwann in naher Zukunft mit dem Auto über die Straße des 17. Juni fahren, und der Mensch im Pkw neben Ihnen das Lenkrad nicht anfasst, machen Sie sich nicht allzu große Sorgen: Solche Phänomene werden wohl normal sein auf der künftigen „Digital vernetzten Protokollstrecke DIGINET-PS“.

Dabei handelt es sich um ein Forschungsvorhaben der Technischen Universität Berlin (TU), das gerade eine Förderung in Höhe von 3,7 Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium im Rahmen von dessen „Strategie automatisiertes und vernetztes Fahren“ erhalten hat.

Klingt kompliziert und ist es auch. Letztendlich geht es darum, zu testen, wie sich die automatischen Fahrzeuge der Zukunft im Verkehr verhalten, und vor allem, wie man ihre Fahrverhalten stadtgerecht beeinflussen kann. Wie TU-Professor Sahin Albayrak erklärt, werden auf dem 17. Juni unzählige Bodensensoren angebracht, die eine lückenlose digitale Darstellung des Verkehrsflusses in diesem Bereich ermöglichen.

Das Forscherteam, aber auch Automobilhersteller und andere Technologieunternehmen, können die gewaltigen Datenmengen, die dabei entstehen, auswerten und gleichzeitig autonome Fahrzeuge zu Testzwecken auf die Strecke schicken. Die erkennen dann etwa, wo es sich gerade staut, welche Ampel wann auf Rot schaltet oder welche Parkplätze in der Umgebung frei sind – und können darauf reagieren. Persönliche Daten sollen bei dem ganzen Prozedere, das noch im April angegangen werden soll, nicht anfallen, heißt es beruhigend.

Die TU wird laut Albayrak drei Fahrzeuge mit Selbstfahrtechnologie ausstatten. Weil es für das Fahren ohne Fahrer aber noch keine rechtliche Grundlage gebe, „werden immer zwei Menschen an Bord sein, die gegebenenfalls eingreifen können“.

Von dem aufwändigen Projekt, das von etlichen Firmen, der Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr und der Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) unterstützt wird, erwartet Albayrak auch Erkenntnisse, wie das Geschehen auf den Straßen ökologischer gestaltet werden kann – durch die Verstetigung des Verkehrsflusses, aber etwa auch durch ein Herunterdimmen der nächtlichen Beleuchtung, wenn gerade keine Autos fahren.

Am Ende des auf 27 Monate angelegten Projekts wird die Sensor-Ausstattung dem Land Berlin übergeben. Die Straße des 17. Juni wird aber nicht die einzige derart ausgestattete Strecke bleiben, glaubt Albayrak: „Irgendwann werden alle Straßen digital ausgestattet werden müssen – weil einfach viele Vorteile für die Gesellschaft daraus entstehen.“ Claudius Prößer

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