Von der Ruine bis zum Späti

Schau Flüchtlinge haben mit Modellen ihre Weltstadt Berlin gebaut

In der Weltstadt steht eine runde Lehmhütte mit Strohdach neben einem mehrstöckigen Prachtbau, vom Strandhaus auf Stelzen ist es nicht weit bis zum Späti. Die Weltstadt hat eine Tankstelle und eine Sprachschule und dazwischen schwarzgraue Ruinen: dort, wo Bomben eine Schule getroffen haben. Geflüchtete haben die 130 Modellhäuser gebaut, die nun in einer Ausstellung in der Agora Rollberg in Neukölln zu sehen sind.

„Mit meinem Modell habe ich eins der sieben Stadttore von Damaskus nachgebaut“, erklärt der 27-jährige Faiz Alsharif aus Syrien. Es sei eine der Erinnerungen, die er mitgebracht habe. „Die Tore wurden gebaut, um die Stadt zu schützen. Sie stehen immer noch.“ Entstanden ist das Modell in einer der mobilen Modellbauwerkstätten, die das Jugend-, Kunst- und Kulturhaus Schlesische 27 in acht Flüchtlingsunterkünften durchgeführt hat. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er die Modelle nicht auf Podeste gebaut, sondern wirklich wie eine Stadt entlang von Straßen ausgerichtet, sagt Alsharif. „Es war leider zu kompliziert mit dem Licht, aber ich stelle mir vor, wie die Besucher durch die Straßen laufen und durch die Fenster in die Zimmer schauen.“

Die Häuser sind aus Pappen, aus Obstkisten entstanden, mit Plastikschüsseln als Dächern und Holzspänen als Balkongitter. Es sind Häuser, die die Flüchtlinge zurückgelassen haben oder die sie sich für die Zukunft vorstellen. So wie das Strandhaus, das die 23-jährige Anoosha Taleghani aus dem Iran als ihr Traumhaus beschreibt: Es spende Ruhe, fern jeder Luftverschmutzung. Auf die Hinterseite hat sie ein Graffiti gemalt. „Refugees welcome“. Auffällig ist, dass in vielen Häusern die Wände durchlässig sind. Um Schutz zu finden vor Krieg und Verfolgung braucht es eben keine dicken Mauern, sondern vor allem freundliche Nachbarn. Uta Schleiermacher