Weg von der Platte

STREETWORK Ein neues Projekt will Jugendliche unter 25 Jahren vor der Obdachlosigkeit bewahren

Mit einem neuen Streetwork-Projekt will die Hamburger Sozialbehörde junge Menschen unter 25 Jahren vor dem sozialen Abstieg und der Obdachlosigkeit bewahren. Jährlich 180.000 Euro steckt die Behörde zu diesem Zweck in das neue Angebot. Durchgeführt wird das Projekt „Sidewalx“ vom Jugendhilfeträger Basis & Woge.

Anders als die wohnortnahe Sozialarbeit in den Bezirken, soll das seit wenigen Tagen bestehende Programm eine ganz bestimmte Gruppe von Jugendlichen ansprechen – Ausreißer, Straßenpunks oder minderjährige Prostituierte. „Viele von denen halten sich in der Nähe des Hauptbahnhofs oder im Stadtpark auf“, sagt Projektleiter Meent Adden. Die Gefahr, in die Obdachlosenszene abzurutschen, sei dort besonders groß.

Mit Hilfe von vier neuen Sozialarbeitern soll deshalb verhindert werden, dass die Jugendlichen durch das soziale Netz fallen. „Die Schwellenängste vor dem Bezug von Hartz IV sind groß“, sagt Adden über die Scheu der Straßenkids vor Behördengängen. Deshalb hilft „Sidewalx“ bei der Wohnungsvermittlung oder stellt Kontakte zu anderen Hilfsangeboten her.

Trotz Sparzwang stand die Finanzierung des Projekts für die Sozialbehörde nicht zur Debatte. Schließlich war das Vorhaben fest im Koalitionsvertrag verankert, sagt Behördensprecherin Jasmin Eisenhut. „Wir wollen diejenigen erreichen, die ohne Halt sind, damit sie nicht abrutschen.“ Einer aktuellen Untersuchung zufolge sind rund zwölf Prozent aller in Hamburg lebenden Obdachlosen unter 25 Jahre alt. Diese Zahl ist im Vergleich zu vergangenen Jahren leicht rückläufig.

Allerdings ist der Anteil der Jugendlichen gestiegen, die bereits in sehr jungem Alter – zwischen 10 und 19 Jahren – obdachlos werden. Waren es 2002 noch 7,9 Prozent aller Obdachlosen, sind es 2009 nicht weniger als 10,3 Prozent, die sehr früh auf der Straße leben. Laut der Obdachlosenbefragung sind es in Hamburg vor allem junge Frauen, die das Leben auf Platte wählen. UTA GENSICHEN