Geisterfahrer in 2 Systemen

GESCHICHTE 20 Jahre nach dem Mauerfall zeigen ein Konzert und ein Film den Ost-Berliner Hans Narva

■ ist Leiterin des Kulturzentrums „Altes Amtsgericht“ in Lilienthal

Was bringt eine Lilienthalerin dazu, ein Konzert samt Filmabend in Bremen zu organisieren?

Viola Bürgy: Ich kenne den Bassisten Hans Narva seit Anfang der 90er, als er Fritz Lang-Filme vertont hat. Wir haben damals mit ein paar Leuten eine Tour durch die Region organisiert. Von da an hat er mit seinen Bands und Projekten, wie zum Beispiel den „Inchtabokatables“, immer einen engen Bezug zu Bremen gehabt. Zuletzt hat seine aktuellen Band „Hands-up! Excitement“ die Blaue Karawane begleitet. Als ich von dem Film über sein Leben gehört habe, kam mir schnell die Idee, ihn 20 Jahre nach dem Mauerfall auch hier in Bremen zu zeigen.

Was macht denn dieses Leben so interessant, um darüber einen Film zu drehen?

Hans Narva hat jeweils 20 Jahre in beiden Systemen gelebt. Er hat seinen eigenen Lebensmittelpunkt in Ost-Berlin dabei nie verlassen. Die Veränderungen sind um ihn herum passiert. Er selbst war und ist in beiden Systemen als Geisterfahrer auf den Straßen der Staatsraison unterwegs.

Was heißt das genau?

Mit 14 Jahren wurde er wegen Aufruf zur Meuterei eingesperrt, später war er Mitglied der in der DDR verbotenen Punkband „Herbst in Peking“. Deren Song „Wir leben in der Bakschischrepublik“ war 1989 die Underground-Hymne der Wende. Heute ist er Kapitalismusverweigerer mit zwei Bewährungsstrafen. Der Film „Hans im Glück“ von Claudia Lehmann zeigt andere Einblicke in das Leben in Ost und West als die weichgespülten, die uns in den letzten Wochen begegnet sind.

Was für Musik erwartet die Leute im Güterbahnhof?

Eine Mischung aus getragener Kammermusik und dem Elektro-Punk von „Herbst in Peking“. Schön, melancholisch und wild. Zu „Hands-Up! Excitement“ gehört übrigens auch das Schauspieler-Paar Julia Malik und August Diehl. Morgen nach dem Film spielt die Band auch noch einen Akustik-Set im Foyer.

Interview: rlo

Konzert: 21 Uhr Güterbahnhof, Film: Samstag 22 Uhr, Schauburg