Das Ding, das kommt
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Salzspender, menschliche allerdings, sucht der Hamburger Michel, um zu Pfingsten mit aus aller Welt gesammeltem Natriumchlorid „Salz der Welt“ zu mischen Foto: Poyraz 72/Wikimedia

Salz gegen Zuckerzeiten

Man mag diesem Mann in Sachen gesunder Ernährung nicht über den Weg trauen. Immerzu plagte Martin Luther ja nicht nur das permanente, natürlich durch den Teufel verursachte „Donnern im Kopf“. Sondern nachweislich auch ein böses Magenleiden nebst Harnstau und hartem Stuhlgang. Nicht so viel Salz und Zucker, mahnten die Ärzte. „Ich esse, was mir schmeckt, und leide darnach, was ich kann“, entgegnete der Reformator.

Den Salzerzeugern, namentlich den Lüneburgern, wiederum hat die Reformation gar nicht gut getan. Weil Luther die Fastenzeit ablehnte, ging der Bedarf an gesalzenen Heringen zurück und den Sülfmeistern wurde die kommerzielle Suppe gehörig versalzen. Fast so etwas wie eine Wiedergutmachung also, dass nun ebendort, im Deutschen Salzmuseum, am Donnerstag die 500 Pfund Salz gesiedet wurden, die am kommenden Freitag im Hamburger Michel mit Natriumchloridspenden aus aller Welt zum aus der Bergpredigt bekannten „Salz der Welt“ zusammengemischt werden sollen.

Aber um Kommerz und Kulinarik soll es dabei natürlich nicht gehen. Sondern ums im übertragenen Sinne gemeinte Würzen der Welt mit den Salzkörnern, die all die einzelnen Christen zur Feier von 500 Jahren Reformation sein sollen.

Vorher aber geht es dann doch wieder um gute und schlechte Ernährung. Am Sonnabend, dem 3. Juni, führen die Künstler Michael Batz und Igor Zeller nämlich um 18.30 Uhr ihre „Salzchoräle“ auf. Und die sollen dann eben doch wieder ein Mittel gegen gesellschaftliche Verdauungsprobleme sein: Salz nämlich in die Wunde einer allzu schnelllebigen und, so Batz, deshalb überzuckerten Gegenwart. MATT