Schulterschluss vorder Frauenkirche

RechtspopulistenAfD-Politiker demonstrieren mit Bachmann-Bewegung, Parteispitze schweigt

„Nur gemeinsam können wir dieses Land retten“

Egbert Ermer (AfD)

DRESDEN taz | Der Siggi und der Egbert verstehen sich prima. Und ihr Jargon klingt verwechselbar ähnlich. Siggi, das ist Siegfried Däbritz aus Meißen, Statthalter von Pegida-Häuptling Lutz Bachmann, wenn dieser in seiner neuen Heimat Teneriffa weilt. Und Egbert heißt mit Familiennamen Ermer und gehört zum Vorstand des AfD-Kreisverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Am Montagabend standen sie zwar noch nicht auf einer Bühne, aber immerhin auf zwei unmittelbar benachbarten Lautsprecherwagen vor der Dresdner Frauenkirche. Däbritz redete vor, Ermer nach dem üblichen „Abendspaziergang“. „Nur gemeinsam können wir dieses Land retten“, verkündete Ermer.

„Wir haben heute Geschichte geschrieben“, rief denn auch der Dresdner Kreisvorsitzende der Jungen Alternative, Matthias Scholz, den etwa 2.400 Demonstranten zu. „Unsere Demowagen sind zwar getrennt, aber wir sind in der Sache vereint!“ Der demonstrative Schulterschluss von Pegida und der AfD werde erst der Anfang sein. Beide haben die bevorstehende Bundestagswahl im Blick. „Wir werden diesen Bundestag rocken“, kündigte Egbert Ermer an.

Pegida-Chef Lutz Bachmann hatte stets um ein Zusammengehen mit der AfD geworben, nachdem seine Ankündigung der Gründung einer eigenen Pegida-Partei ins Leere lief. Solche Annäherungsversuche wies die AfD-Bundes- und Landesvorsitzende Frauke Petry zurück. Einen damals noch existierenden Abgrenzungsbeschluss der AfD unterlief als erster der Landtagsabgeordnete Thomas Tillschneider aus Sachsen-Anhalt, als er im Mai 2016 bei Pegida sprach. Zu den Alleingängen des Dresdner und des osterzgebirgischen Kreisverbandes war keine Stellungnahme der Parteispitze zu erhalten.

Wie gespalten die AfD in der Pegida-Frage ist, illustrierte der Kreisverband Dresden als Demo-Anmelder selbst. Der Kreisvorsitzende Reinhard Günzel bemühte sich um eine formale Abgrenzung trotz des gemeinsamen Auftrittsortes. Die AfD sei eine Partei, Pegida eine Bürgerbewegung. Woraus Egbert Ermer schließt, dass Pegida „eine Partei braucht, die ihre Forderungen durchsetzt“.

Der JA-Kreisvorsitzende Matthias Scholz kündigte einen weiteren Auftritt des Thüringer Landeschefs Björn Höcke in Dresden an. Dessen Rede vom 17. Januar hatte zu einem Parteiausschlussverfahren geführt, gegen das bei Pegida am Montag Unterschriften gesammelt wurden. Die Parteivorsitzende Frauke Petry wurde von Rednern nicht offen attackiert. Auf einem Plakat stand aber: „Pegida eint, was Petry teilt“. Und Egbert Ermer drohte, die Basis werde „alle Spaltungsversuche von außen und innen abstrafen“. Michael Bartsch